Ein IT-Unternehmen kaufen bedeutet, in eine Branche einzusteigen, die Innovation, Fachkräfte und geistiges Eigentum vereint. Anders als bei klassischen Produktionsbetrieben bestimmen hier immaterielle Vermögenswerte wie Software, Quellcode, Patente oder Kundenverträge den Unternehmenswert.
Wer ein IT-Unternehmen erwerben will, sollte deshalb nicht nur den Kaufpreis, sondern auch die technologische Substanz, die Vertragsstruktur und die rechtliche Absicherung der IP-Rechte sorgfältig prüfen.
Dieser Beitrag zeigt, wie eine professionelle Firmenübernahme in der IT-Branche gelingt – von der Bewertung über die Lizenzprüfung bis hin zur Integrationsstrategie.
1. Besonderheiten der IT-Branche beim Unternehmenskauf
Ein IT-Unternehmen kaufen unterscheidet sich grundlegend von einer klassischen Unternehmensnachfolge im produzierenden Gewerbe.
Digitale Assets wie:
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Softwarearchitekturen,
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Quellcode und Repositories,
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Lizenzmodelle (SaaS, On-Premise, Freemium),
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Datenbanken und Kundenmanagementsysteme
sind zentrale Bewertungsfaktoren.
Dazu kommen Themen wie Open-Source-Compliance, Cloud-Infrastruktur und DSGVO-Konformität. Jeder dieser Punkte kann sich direkt auf den Unternehmenswert auswirken.
2. Unternehmensbewertung im IT-Sektor
Die Unternehmensbewertung erfolgt hier meist nach dem Discounted Cash Flow (DCF) oder Multiplikatorverfahren, das sich an EBIT- oder Umsatzkennzahlen orientiert.
Besonderes Augenmerk liegt auf:
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Umsatzstruktur (Projekt- vs. Lizenzgeschäft),
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wiederkehrenden Einnahmen (Recurring Revenue),
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Kundenbindungsrate (Churn-Rate),
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Know-how-Trägern und Schlüsselpersonen,
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Codequalität und Wartbarkeit.
Da technologische Assets oft schwer quantifizierbar sind, sollte ein unabhängiger IT-Due-Diligence-Prozess erfolgen – mit Bewertung von Quellcode, Architektur, APIs und IT-Sicherheitsstandards.
3. Rechtliche Due Diligence: IP-Rechte und Lizenzen
Bei einer Firmenübernahme im IT-Bereich ist die Prüfung der IP-Rechte zentral.
Typische Risiken:
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Quellcode enthält fremde Bibliotheken ohne gültige Lizenz,
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Softwareentwickler haben IP-Rechte nicht wirksam übertragen (§ 69b UrhG),
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fehlende Dokumentation bei Open-Source-Komponenten (GPL, MIT, Apache),
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unklare Nutzungsrechte in Kundenverträgen.
Hier müssen Erwerber sicherstellen, dass die Rechte an allen Softwarekomponenten, Marken, Domains und Patenten rechtssicher übergehen.
Eine Open-Source-Compliance-Prüfung ist Pflicht, um spätere Abmahnungen oder Wertverluste zu vermeiden.
4. Lizenzverträge und Kundenbindung
Beim IT-Unternehmen kaufen hängt die Rentabilität stark von laufenden Lizenzverträgen und Serviceverträgen ab.
Käufer sollten prüfen:
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Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen,
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Rechte zur Vertragsübertragung (§ 415 BGB),
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Wartungs- und Supportpflichten,
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SLAs (Service Level Agreements) mit Pönalen,
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Kundensegmente und Cross-Selling-Potenziale.
Eine enge Zusammenarbeit mit Schlüssel-Accounts ist essenziell, um nach der Übernahme die Kundenbindung zu sichern und Know-how-Verluste zu vermeiden.
5. Technologie- und Sicherheitsprüfung
Ein zentraler Teil der Due Diligence ist die technische Analyse:
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Codequalität (Clean Code, Testabdeckung, Dokumentation),
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IT-Sicherheitsarchitektur (Penetration Tests, ISO 27001),
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Cloud-Infrastruktur (AWS, Azure, eigene Server),
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Skalierbarkeit und Modularität der Systeme.
Schwächen in diesen Bereichen können den Unternehmenswert erheblich mindern.
Ein externer IT-Auditor oder CTO-Berater kann den tatsächlichen technologischen Reifegrad objektiv einschätzen.
6. Finanzierung und Investition von Kapital
Die Investition von Kapital in den Kauf eines IT-Unternehmens erfolgt meist durch:
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Bankdarlehen mit Bürgschaften,
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Beteiligungskapital (Private Equity, Venture Capital),
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Earn-out-Modelle und Verkäuferdarlehen,
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Kombination aus Cash- und Aktienkomponenten bei M&A-Transaktionen.
Die Finanzierungsstruktur hängt von der Bewertung, Cashflow-Prognose und dem Risikoprofil des Zielunternehmens ab.
7. Post-Merger-Integration: Wissen & Kultur sichern
Nach der Firmenübernahme zählt die Integration der Teams mehr als jede Bilanzkennzahl.
In der IT-Branche sind Mitarbeiter oft Know-how-Träger – ohne sie verliert der Käufer wertvolles intellektuelles Kapital.
Wichtige Maßnahmen:
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Kommunikationsstrategie und Beteiligungsmodelle,
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Weiterführung bestehender Projekte,
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Integration der IT-Infrastruktur,
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kulturelle und technische Harmonisierung.
Ziel ist, Innovation und Stabilität zugleich zu sichern.
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Juristische Schlussbewertung
Ein IT-Unternehmen kaufen erfordert eine präzise Kombination aus technischer Expertise, juristischer Kontrolle und finanzieller Bewertung.
Nur wer IP-Rechte, Lizenzverträge und Open-Source-Compliance detailliert prüft, kann Haftungsrisiken vermeiden und den Unternehmenswert realistisch einschätzen.
Die enge Zusammenarbeit zwischen M&A-Beratern, IT-Juristen und Technologie-Auditoren ist der Schlüssel, um einen rechtssicheren und wirtschaftlich erfolgreichen Erwerb sicherzustellen.
FAQ
1. Worauf ist beim Kauf eines IT-Unternehmens besonders zu achten?
Auf die rechtliche Absicherung der IP-Rechte, Codequalität, Lizenzstruktur und Kundenbindung.
2. Wie wird der Wert eines IT-Unternehmens berechnet?
Meist über das DCF-Verfahren oder Umsatz-Multiplikatoren, unter Einbeziehung wiederkehrender Umsätze.
3. Welche Risiken bestehen bei Open-Source-Software?
Fehlende Lizenzen oder unklare Rechteübergänge können zu Abmahnungen oder Wertverlust führen.
4. Wie lassen sich Mitarbeiter nach einer Übernahme halten?
Durch Beteiligungsmodelle, klare Kommunikation und kulturelle Integration.