Kommunikation & Change in der Nachfolge: Interne PR richtig gestalten

Die Unternehmensnachfolge ist weit mehr als ein juristischer Prozess – sie ist ein emotionaler Wendepunkt für Belegschaft, Kunden und Partner. Eine gelungene Mitarbeiterkommunikation entscheidet, ob Vertrauen bleibt oder Unsicherheit entsteht. Deshalb braucht jede Nachfolgephase ein strukturiertes Change Management mit klaren Botschaften, Zeitplan und Kommunikationsarchitektur.


1. Kommunikationsstrategie in der Unternehmensnachfolge: Struktur und Zielgruppen

Ein professioneller Kommunikationsplan ist zentraler Bestandteil jeder Unternehmensnachfolge. Er definiert Zielgruppen, Inhalte, Verantwortlichkeiten und Kanäle.

Wichtige Stakeholder-Gruppen:

  • Mitarbeiter – wichtigste Zielgruppe für Stabilität und Retention

  • Kunden und Lieferanten – Vertrauenspartner, die früh eingebunden werden sollten

  • Banken und Investoren – verlangen rechtzeitige Information zur Geschäftsführung

  • Externe Berater – sichern rechtliche Konsistenz und vermeiden Fehlinformationen

Die Kommunikationsstrategie sollte als Stakeholder-Map angelegt werden, mit klarer Priorisierung nach Einflussgrad und Informationsbedarf.


2. Timing und Sequenzierung der Botschaften

Das richtige Timing ist entscheidend. Bei einer Geschäftsübernahme oder Firmenübernahme darf die Kommunikation nicht zu früh, aber auch nicht zu spät erfolgen.

Empfohlene Phasen:

  1. Vorbereitung (Pre-Deal) – Abstimmung mit Beratern, Erstellung interner Q&A-Matrix

  2. Ankündigung (Signing) – gezielte Information der Mitarbeiter in Präsenz- oder Videobotschaft

  3. Übergabe (Closing) – gemeinsame Ansprache von Käufer und Verkäufer

  4. Integration (Post-Closing) – regelmäßige Updates über Fortschritte, neue Strukturen, Ansprechpartner

Ein konsistenter Informationsfluss verhindert Gerüchte, Fluktuation und Vertrauensverlust.


3. Kernbotschaften für Mitarbeiter und Kunden

Jede Unternehmensnachfolge sollte auf emotionaler und rationaler Ebene kommuniziert werden. Die Kernbotschaften müssen Werte, Zukunft und Sicherheit betonen.

Beispielhafte Kommunikationsbotschaften:

  • „Unser Unternehmen bleibt in bewährten Händen – wir sichern Arbeitsplätze und Standorte.“

  • „Die neue Führung baut auf das Bestehende auf und entwickelt es weiter.“

  • „Kontinuität, Vertrauen und Innovation bleiben die Leitprinzipien unseres Handelns.“

Diese Aussagen sind Bestandteil des Employer Brandings und stärken die Mitarbeiterbindung in der kritischen Übergangsphase.


4. Interne PR-Instrumente und Tools

Eine klare Kommunikationsarchitektur unterstützt die Übergabe und verhindert Missverständnisse.
Effektive Instrumente sind u. a.:

  • Mitarbeiter-Newsletter oder Intranet-Beiträge zur Nachfolge

  • Townhall-Meetings mit Management-Vertretern

  • Interne FAQ-Dokumente (Q&A-Matrix) zur Beantwortung sensibler Fragen

  • Change-Workshops und offene Fragerunden

Diese Formate fördern Transparenz, stärken Vertrauen und wirken Gerüchten entgegen.


5. Rolle von Beratern und juristischer Begleitung

Bei sensiblen Unternehmensverkäufen unterstützen Kommunikationsberater, Arbeitsrechtler und M&A-Experten die Planung.
Sie achten darauf, dass Aussagen über Eigentumsverhältnisse, Kaufpreis oder Verträge keine rechtlichen Bindungswirkungen entfalten, bevor das Closing erfolgt.

Ein abgestimmtes Vorgehen zwischen PR, Juristen und Unternehmensführung verhindert Haftungsrisiken (§ 826 BGB – sittenwidrige Schädigung) und stärkt die Transaktionssicherheit.


6. Nachfolgekommunikation als Bestandteil der Unternehmenskultur

Unternehmen, die Nachfolgen regelmäßig planen oder Teilkonzernstrukturen führen, sollten Kommunikationsleitlinien institutionalisieren.
Ein solches Nachfolge-Kommunikationshandbuch kann Teil des Corporate-Governance-Systems sein und umfasst:

  • Checklisten für Informationsfreigaben

  • Kommunikationsfreigaben (Compliance)

  • Templates für interne Ankündigungen

  • definierte Rollen im Krisenfall

So wird Change Management zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur – ein wesentlicher Werttreiber bei jeder Unternehmensnachfolge.


Schluss 

„Eine gut orchestrierte Kommunikation schafft die Brücke zwischen rechtlicher Übergabe und emotionaler Akzeptanz. Wer Mitarbeitende aktiv in den Nachfolgeprozess einbindet, schafft Vertrauen, Stabilität und die Basis für eine erfolgreiche Integration – der entscheidende Erfolgsfaktor jeder Unternehmensnachfolge.“


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