
Einen Pflegedienst kaufen heißt, in ein hochreguliertes und zugleich wachstumsstarkes Marktsegment einzusteigen. Mit über 17.000 ambulanten Pflegediensten allein in Deutschland gilt die Branche als zentraler Pfeiler der Gesundheitswirtschaft.
Wer eine Geschäftsübernahme in diesem Bereich plant, muss jedoch weit mehr als nur die Unternehmensbewertung beherrschen – entscheidend sind Betriebserlaubnis, Pflegegesetz, Personalübernahme und eine tragfähige Finanzierung. Nur mit einer klaren Strategie und rechtlich geprüften Strukturen gelingt der erfolgreiche Einstieg.
Marktentwicklung und Regulierungsrahmen
Die Nachfrage nach Pflegeleistungen steigt kontinuierlich. Der demografische Wandel und gesetzliche Reformen im Pflegegesetz (SGB XI) machen den Sektor besonders attraktiv für Investoren.
Ein Pflegedienst kaufen bedeutet, in einen stabilen Markt mit wiederkehrenden Einnahmen einzutreten – jedoch unter strengen Anforderungen:
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Zulassung nach § 72 SGB XI (Vertrag mit den Pflegekassen),
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Genehmigung gemäß § 132a SGB V für häusliche Krankenpflege,
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Nachweis der verantwortlichen Pflegefachkraft und Leitung.
Diese rechtlichen Grundlagen sind die Basis für jede Betriebserlaubnis und müssen vor Übernahme geprüft und auf den Käufer umgeschrieben werden.
Unternehmensbewertung und Ertragsanalyse
Die Unternehmensbewertung eines Pflegedienstes basiert primär auf der Ertragskraft und der Stabilität der Kundenstruktur. Bewertungsverfahren sind:
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das Ertragswertverfahren,
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die Multiplikator-Methode (EBITDA × 4–6 in der Pflegebranche),
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ergänzend die Substanzwertmethode (Inventar, Fahrzeuge, Geräte).
Eine fundierte Bewertung berücksichtigt:
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laufende Versorgungsverträge mit Pflegekassen,
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Liquidität und Außenstände,
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Fluktuationsrate im Personal,
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Risikoanalyse zu Compliance und Qualitätsmanagement.
Eine professionelle Due Diligence umfasst die Prüfung von Abrechnungen, Vertragsbeziehungen und der Bonität des Kostenträgers.
Genehmigungen und rechtliche Voraussetzungen
Ohne gültige Betriebserlaubnis und Zulassung nach dem Pflegegesetz ist kein Pflegedienstbetrieb möglich.
Die Übertragung dieser Genehmigungen ist komplex, da sie personengebunden sind. Bei einer Geschäftsübernahme muss der Käufer:
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die persönliche Zuverlässigkeit (§ 71 Abs. 1 SGB XI),
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fachliche Qualifikation (examinierte Pflegefachkraft),
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und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachweisen.
Zusätzlich prüfen die Landesbehörden Hygienevorschriften, Datenschutz (DSGVO) und Dokumentationspflichten.
Im Rahmen eines Asset Deals müssen die Pflegeverträge einzeln übertragen werden, während bei einem Share Deal die bestehende Zulassung in der Regel erhalten bleibt – sofern der Träger unverändert bleibt.
Personalübernahme und Bindungsstrategien
Ein Pflegedienst kaufen gelingt nur mit stabilem Fachpersonal.
Das Personal ist nicht nur betriebliche Ressource, sondern der wichtigste Werttreiber.
Wichtige Aspekte der Personalübernahme:
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Einhaltung des § 613a BGB (Übergang von Arbeitsverhältnissen),
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tarifliche Bindungen und Arbeitszeitmodelle,
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Weiterbildungsstand und Führungsstruktur.
Käufer sollten ein klares Integrationskonzept entwickeln, um erfahrene Pflegekräfte zu halten.
Motivation durch faire Vergütung, transparente Kommunikation und gezielte Mitarbeiterbindung sichert den Fortbestand des Qualitätsniveaus.
Finanzierung und Investition von Kapital
Eine Investition von Kapital in einen Pflegedienst gilt als langfristig stabil, jedoch kapitalintensiv in der Startphase.
Finanzierungsoptionen:
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Bankdarlehen mit Besicherung über Forderungen (Factoring),
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Förderprogramme von KfW oder Bürgschaftsbanken,
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Private-Equity-Investoren mit Fokus auf Healthcare,
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Eigenkapitalerhöhungen über Miteigentümer oder stille Beteiligungen.
Entscheidend ist die Kapitalstruktur: Ein Eigenkapitalanteil von mindestens 20 % ist empfehlenswert.
Die Liquiditätsplanung sollte Rücklagen für Personal, Betriebsmittel und Modernisierung enthalten.
Integration und Wachstumsstrategien
Nach der Übernahme beginnt die Integration. Entscheidend sind:
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Aufbau eines digitalen Dokumentationssystems,
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Prozessoptimierung (Tourenplanung, Pflegeplanung, Qualitätsmanagement),
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Ausbau der Kundensegmente (z. B. Intensivpflege, Seniorenbetreuung).
Ein Pflegedienst kaufen ist nicht nur ein Investment, sondern eine strategische Entscheidung mit Skalierungspotenzial – besonders bei Zusammenschlüssen kleiner Anbieter oder Franchise-Systemen.
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Juristische Schlussbewertung
Der Kauf eines Pflegedienstes ist ein hochregulierter, aber lohnender Schritt in die Gesundheitswirtschaft.
Er verlangt präzise juristische Prüfung, strategische Planung und professionelle Begleitung durch M&A-Berater, Steuerjuristen und Pflegeexperten.
Wer Genehmigungen, Personalübernahme und Finanzierung korrekt strukturiert, schafft die Grundlage für nachhaltige Erträge und gesellschaftlich relevante Wertschöpfung.
So wird aus einem Pflegedienstkauf ein langfristig gesicherter Gesundheitsbetrieb mit Zukunft.
FAQ
1. Welche Genehmigungen brauche ich, um einen Pflegedienst zu kaufen?
Zulassung nach § 72 SGB XI, ggf. nach § 132a SGB V, sowie behördliche Betriebserlaubnis und Nachweis einer verantwortlichen Pflegefachkraft.
2. Wie wird der Ertragswert eines Pflegedienstes berechnet?
Über das Ertragswertverfahren oder die Multiplikator-Methode, abhängig von Umsatz, Personalstruktur und Pflegeverträgen.
3. Welche Kosten entstehen bei einer Geschäftsübernahme?
Neben dem Kaufpreis: Notar-, Beratungskosten, Übernahme von Leasingverträgen, Schulungen, Umfirmierung.
4. Was ist bei der Personalübernahme zu beachten?
Rechtsfolgen gemäß § 613a BGB, bestehende Arbeitsverträge, Urlaubsansprüche, Haftungsübergang.