Wer eine Tierarztpraxis kaufen möchte, übernimmt nicht nur ein medizinisches Unternehmen, sondern auch Verantwortung für Personal, Patienten (Tiere) und wirtschaftliche Stabilität.
Die Entscheidung ist komplex: Standort, Unternehmensbewertung, Investition von Kapital und Genehmigungen spielen eine zentrale Rolle.
Dieser Leitfaden zeigt, wie Sie eine Tierarztpraxis rechtssicher übernehmen, Wert und Rentabilität analysieren und langfristig erfolgreich führen.
1. Marktumfeld & Chancen im Veterinärwesen
Der Veterinärmarkt in Deutschland wächst stetig.
Mehr Haustiere, steigende medizinische Standards und die Professionalisierung von Praxen führen zu hohen Erträgen.
Viele Inhaber suchen altersbedingt Nachfolger – eine Unternehmensnachfolge bietet daher ideale Einstiegsmöglichkeiten.
Vorteile einer Übernahme:
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bestehender Kundenstamm mit regelmäßigem Behandlungsbedarf,
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eingespieltes Personal,
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sofortige Einnahmen,
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etablierte Standortstruktur und Ruf.
Die Herausforderung liegt darin, den tatsächlichen Unternehmenswert zu berechnen und die Investition von Kapital strategisch zu planen.
2. Unternehmensbewertung & Praxisinventar
Die Unternehmensbewertung einer Tierarztpraxis basiert auf Ertragskraft, Standort, Patientenstruktur und Inventar.
Bewertet werden:
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medizintechnische Ausstattung (Röntgen, Laborgeräte, Ultraschall, OP-Ausstattung),
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Einrichtung, Software und IT-Systeme,
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Personalstruktur und Gehaltsniveau,
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Umsatz- und Patientenentwicklung,
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Miet- oder Eigentumssituation der Praxisräume.
Zur Bewertung eignet sich das Ertragswertverfahren (§ 199 BewG), bei dem die erwarteten Gewinne kapitalisiert werden.
Ein Fachgutachten liefert Transparenz für Käufer und Verkäufer und ist Grundlage für den Unternehmenskaufvertrag.
3. Standortwahl & Wettbewerb
Die Standortwahl ist entscheidend für die langfristige Rentabilität.
Eine gründliche Standortanalyse sollte prüfen:
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Tierdichte im Einzugsgebiet,
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Verkehrsanbindung und Parkplätze,
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Konkurrenzdichte,
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Nähe zu Tierheimen, Reiterhöfen oder landwirtschaftlichen Betrieben,
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Miet- und Vertragsbedingungen (§ 566 BGB).
Ein idealer Standort bietet gute Erreichbarkeit und Wachstumspotenzial.
In urbanen Gebieten zählen Frequenz und Spezialisierung, auf dem Land spielt der Beziehungsfaktor eine zentrale Rolle.
4. Finanzierung & Investition von Kapital
Die Investition von Kapital hängt stark von der Größe und Ausstattung der Praxis ab.
Typischer Kapitalbedarf: zwischen 150.000 € und 600.000 €.
Mögliche Finanzierungswege:
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KfW-Programm 380 (Unternehmensnachfolge im Gesundheitswesen),
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Verkäuferdarlehen (§ 488 BGB),
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Leasing medizinischer Geräte,
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Beteiligungsmodelle wie Management-Buy-In oder Management-Buy-Out.
Fördermittel von Landesbanken können zusätzliche Unterstützung bieten.
Wichtig ist ein realistischer Businessplan mit Liquiditätsreserven für laufende Betriebskosten und Modernisierungen.
5. Genehmigungen & rechtliche Anforderungen
Der Erwerb einer Tierarztpraxis unterliegt strengen rechtlichen Vorgaben.
Pflichtprüfungen und Genehmigungen:
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Approbation als Tierarzt (§ 2 TAppV),
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Eintrag in die Landestierärztekammer,
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Betriebsgenehmigung nach Tierärztegesetz,
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Hygienestandards und Tierarzneimittelverordnung (TAMG),
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Datenschutz-Compliance (DSGVO, Patientendaten).
Der Unternehmenskaufvertrag sollte Haftungs- und Gewährleistungsklauseln, Übergabemodalitäten sowie Wettbewerbsverbote enthalten.
6. Übergabeprozess & Nachfolgeregelung
Eine strukturierte Übergabephase ist essenziell für eine erfolgreiche Geschäftsübernahme.
Empfohlen wird:
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gemeinsamer Auftritt mit dem Vorinhaber für 3–6 Monate,
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Einführung in Patientenverwaltung und Softwaresysteme,
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transparente Kommunikation an Kunden (Tierhalter),
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Sicherung des Personals (Tierarzthelfer, Assistenz, Verwaltung).
Eine gut organisierte Unternehmensnachfolge stärkt das Vertrauen der Kunden und sorgt für Kontinuität.
7. Zukunft & Wachstumspotenziale
Zukunftschancen liegen in Spezialisierung und Digitalisierung:
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Telemedizinische Beratung und Online-Terminbuchung,
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Kooperationen mit Tierkliniken,
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Spezialisierungen auf Kleintiere, Exoten oder Pferde,
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digitale Röntgen- und Labordatenverarbeitung.
Eine Tierarztpraxis kaufen ist eine langfristige Investition mit stabiler Nachfrage – vorausgesetzt, Standort und betriebliche Struktur sind sorgfältig gewählt.
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Juristische Schlussbewertung
Der Erwerb einer Tierarztpraxis vereint medizinische Verantwortung mit betriebswirtschaftlicher Weitsicht.
Nur wer Unternehmensbewertung, Investition von Kapital und Standortwahl systematisch angeht, erzielt nachhaltige Erträge.
Ein präziser Unternehmenskaufvertrag und eine saubere rechtliche Prüfung schaffen Sicherheit und Vertrauen in der Firmenübernahme.
FAQ
1. Was kostet eine Tierarztpraxis in Deutschland?
Je nach Größe, Standort und Ausstattung zwischen 150.000 € und 600.000 €.
2. Welche Genehmigungen sind erforderlich?
Approbation, Kammerzulassung und Betriebsgenehmigung nach Tierärztegesetz (§ 2 TAppV).
3. Wie wird der Wert einer Tierarztpraxis berechnet?
Über Unternehmensbewertung nach dem Ertragswertverfahren oder Substanzwertmethode.
4. Wie kann man den Kauf finanzieren?
KfW-Kredite, Verkäuferdarlehen, Leasing oder Modelle wie Management-Buy-In/Out.