
Die Bestimmung des Unternehmenswertes ist einer der sensibelsten Schritte im M&A-Prozess. Wer den Unternehmenswert berechnen möchte, sollte neben klassischen Verfahren wie dem Ertragswert- oder DCF-Verfahren auch die Branchenmultiplikatoren berücksichtigen. Sie sind in der Praxis ein zentrales Instrument für die Kaufpreisfindung, sowohl bei einem Betrieb zu verkaufen als auch bei einer geplanten Firmenübernahme.
Funktionsweise der Multiplikator-Methode
Die Multiplikator-Methode basiert auf der Kombination einer betriebswirtschaftlichen Kennzahl – etwa Umsatz, EBIT oder EBITDA – mit einem branchenüblichen Faktor.
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EBITDA-Multiple: bevorzugt bei kapitalintensiven Geschäftsmodellen
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EBIT-Multiple: Standard in vielen industriellen Transaktionen
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Umsatz-Multiple: häufig im Start-up-Segment oder bei wachstumsstarken Märkten
Damit wird die Unternehmensbewertung vergleichbar und orientiert sich an realen Transaktionen der jeweiligen Branche.
Unterschiede zwischen Branchen
Die Höhe der Multiplikatoren ist stark abhängig von Marktstruktur, Wachstumsperspektiven und Risikoexposition.
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Technologie- und Softwareunternehmen erzielen oft besonders hohe Multiplikatoren.
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Gesundheitswesen und Medizintechnik profitieren von stabilen Cashflows und soliden Faktoren.
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Handwerk, Bau und Handel weisen eher konservative Multiplikatoren auf, die stark von regionalen Märkten abhängen.
Für Verkäufer, die ihr Unternehmen verkaufen oder eine Firma verkaufen möchten, ist es entscheidend, diese Unterschiede zu kennen, um in Kaufpreisverhandlungen realistisch zu argumentieren.
Juristische und steuerliche Dimension
Bei einer Geschäftsübernahme oder Firmenübernahme spielt die Wahl der Bewertungsmethode auch rechtlich eine zentrale Rolle:
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Kaufverträge: Der Multiplikator-Ansatz wird oft als Grundlage für den Kaufpreis fixiert.
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Haftungsfragen: Überzogene Bewertungen können zu nachträglichen Auseinandersetzungen führen.
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Steuern: Eine überhöhte Bewertung kann steuerliche Nachteile bei Abschreibungen und Finanzierungen haben.
Daher ist es für Verkäufer, die einen Betrieb zu verkaufen planen, ratsam, die Multiplikator-Methode stets mit weiteren Verfahren zu kombinieren.
Praxis-Tipps für Verkäufer und Investoren
Welche Multiplikatoren sind üblich? – Branchenreports und M&A-Datenbanken nutzen.
Wie unterscheiden sich Branchen? – Ertragskraft, Marktrisiken und Wachstumsaussichten analysieren.
Welche Verfahren kombinieren? – Multiplikatoren mit DCF oder Substanzwert ergänzen.
Welche juristischen Aspekte beachten? – Vertragliche Festlegung und steuerliche Konsequenzen prüfen.
Eingebundene Fachbeiträge
➡️ Der Unternehmenswert – Mehr als nur ein Wert!
➡️ Unternehmensbewertung – Ein Leitfaden für Unternehmer
FAQ zu Branchenmultiplikatoren
Welche Multiplikatoren sind in der Praxis üblich?
Je nach Branche zwischen 3–12 beim EBITDA-Multiple und 1–3 beim Umsatz-Multiple.
Wie unterscheiden sich Branchenwerte?
Technologieunternehmen erzielen höhere Multiplikatoren als traditionelle Branchen wie Bau oder Handel.
Welche Risiken birgt die Methode?
Sie berücksichtigt individuelle Unternehmensrisiken nur begrenzt und sollte mit anderen Verfahren kombiniert werden.
Abschließende rechtliche Bewertung
Die Multiplikator-Methode ist ein wertvolles Werkzeug, um den Unternehmenswert berechnen zu können und Kaufpreisverhandlungen zu objektivieren. Dennoch darf sie nicht isoliert betrachtet werden. Nur durch die Kombination mit rechtssicheren Bewertungsverfahren und eine klare vertragliche Fixierung lassen sich Streitpotenziale vermeiden und optimale Ergebnisse beim Unternehmen verkaufen erzielen.