
Der Erwerb eines Fitnessstudios ist weit mehr als eine reine Geschäftsübernahme – er ist eine komplexe M&A-Transaktion, die rechtliche, wirtschaftliche und operative Dimensionen vereint.
Wer ein Fitnessstudio kaufen möchte, übernimmt nicht nur Geräte, sondern auch Mitgliederverträge, Personalverantwortung und langfristige Mietbindungen.
Entscheidend sind die Mitgliederbasis, die Vertragslaufzeiten, der Geräteverschleiß und die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Standorts. Nur wer alle Parameter im Rahmen einer professionellen Due Diligence prüft, legt den Grundstein für eine nachhaltige und profitable Investition von Kapital.
Marktanalyse: Fitnessstudios im Wandel
Die Fitnessbranche in Deutschland wächst kontinuierlich. 2024 verzeichnete der DSSV (Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen) über 11 Millionen aktive Mitglieder.
Ein Fitnessstudio kaufen lohnt sich vor allem dann, wenn folgende Erfolgsfaktoren erfüllt sind:
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stabile Mitgliederbasis mit hoher Vertragsbindung,
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geringe Fluktuation und niedrige Stornoquote,
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moderne Ausstattung mit geringem Geräteverschleiß,
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zentrale Lage oder infrastrukturell starker Standort,
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professionelle Führung und klare Prozesse.
Diese Parameter sind entscheidend für den Ertragswert und die Rendite einer Geschäftsübernahme.
Unternehmensbewertung & Due Diligence
Vor jeder Firmenübernahme steht die Due Diligence – die systematische Prüfung aller wirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Risiken.
Typische Bewertungsebenen sind:
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Finanzielle Due Diligence: Prüfung der Bilanzstruktur, Margen, Fixkosten und Cashflow.
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Rechtliche Due Diligence: Analyse von Miet- und Lieferverträgen, Arbeitsverhältnissen und Haftungsrisiken.
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Technische Due Diligence: Bewertung der Gerätequalität, Wartungsverträge und Energieeffizienz.
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Steuerliche Due Diligence: Prüfung der Umsatzsteuer auf laufende Mitgliedsbeiträge, Verrechnungskonten und Rückstellungen.
Zur Wertermittlung dienen:
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das Ertragswertverfahren,
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die Multiplikator-Methode (EBIT × Branchenfaktor 5–7),
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und beim Erwerb einzelner Wirtschaftsgüter der Asset Deal.
Ein Share Deal hingegen ermöglicht die Übernahme von Gesellschaftsanteilen einschließlich aller Rechte und Pflichten. Beide Modelle haben steuerliche und haftungsrechtliche Implikationen nach BGB und HGB.
➡️ Firmen kaufen – 10 zentrale Schritte für eine rechtssichere und erfolgreiche Transaktion
➡️ Unternehmen kaufen: So gelingt die professionelle Geschäftsübernahme in 7 Schritten
Mitgliederbasis & Vertragsstruktur
Die Mitglieder bilden den Kern des Geschäftsmodells. Beim Fitnessstudio kaufen sollten Käufer insbesondere folgende Kennzahlen analysieren:
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aktive und ruhende Mitgliedschaften,
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Kündigungsquoten und Vertragslaufzeiten,
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Zahlungsmodalitäten und Mahnstatistiken,
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Altersstruktur und Mitgliedsdauer.
Vertragsübertragungen sind juristisch heikel: Nach § 415 BGB bedarf jede Vertragsübernahme der Zustimmung des Mitglieds.
Ohne Zustimmung dürfen personenbezogene Daten gemäß DSGVO Art. 6 ff. nicht an den neuen Betreiber weitergegeben werden.
Es empfiehlt sich, im Kaufvertrag explizite Übernahmeklauseln und Datenschutzvereinbarungen festzuhalten.
Technische Ausstattung & Geräteverschleiß
Die technische Substanz beeinflusst maßgeblich den Unternehmenswert.
Eine technische Due Diligence umfasst:
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Erfassung aller Geräte (Hersteller, Kaufdatum, Wartungsverträge),
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Bewertung von Geräteverschleiß, Restwerten und Modernisierungsbedarf,
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Prüfung von Softwarelizenzen (Trainings-Apps, Mitgliederverwaltung),
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Analyse von Energiekosten, Raumlüftung und Sicherheitsstandards.
Geräte mit hohem Restwert erhöhen den Substanzwert und senken den künftigen Kapitalbedarf. Leasingverträge oder Finanzierungsverpflichtungen sind gesondert zu prüfen.
Standortbewertung & Konkurrenzanalyse
Ein zentraler oder stark frequentierter Standort ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Wichtige Prüfpunkte:
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Bevölkerungsdichte im Einzugsgebiet,
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Mietkosten und Nebenkosten,
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Nähe zu Wohngebieten oder Büroclustern,
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Konkurrenzanalyse (Anzahl Studios, Preissegmente, Marken).
Ein idealer Standort vereint Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und günstige Mietstruktur.
Käufer sollten sich langfristige Mietrechte (z. B. Optionsklauseln) sichern, um Planungssicherheit für die Investition von Kapital zu gewährleisten.
Finanzierung & Kapitalstruktur
Ein Fitnessstudio kaufen erfordert meist eine gemischte Finanzierung:
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Eigenkapital für Geräte und Umbauten,
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Fremdkapital über Bankdarlehen,
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Fördermittel (KfW-Unternehmerkredit, Bürgschaftsbanken, IHK-Förderprogramme).
Entscheidend ist die Kapitalstruktur:
Ein ausgewogenes Verhältnis von Eigen- zu Fremdfinanzierung stärkt die Bonität und reduziert Zinsrisiken.
Kreditinstitute achten besonders auf stabile Einnahmen durch langfristige Verträge und geringe Mitgliederfluktuation.
Rechtliche Risiken & Vertragsgestaltung
Juristisch betrachtet, birgt der Erwerb eines Fitnessstudios mehrere Haftungsrisiken:
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Haftung bei Firmenfortführung (§ 25 HGB),
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Arbeitsrechtliche Übergänge (§ 613a BGB),
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Gewährleistungspflichten bei Geräteübernahme,
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Wettbewerbsverbote und Vertraulichkeitsvereinbarungen (NDA).
Ein rechtssicherer Kaufvertrag sollte außerdem Regelungen zu:
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Closing-Mechanismen,
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Earn-out-Klauseln,
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und Kaufpreisallokation enthalten.
Damit werden Zahlungszeitpunkte, Übergang von Eigentum und Haftung eindeutig definiert.
Juristische Schlussbewertung
Der Erwerb eines Fitnessstudios ist eine anspruchsvolle unternehmerische Entscheidung mit hoher Kapitalbindung, aber auch großem Renditepotenzial.
Wer die Mitgliederbasis, die Vertragsbindung und die technische Ausstattung sorgfältig analysiert, kann ein stabiles Geschäftsmodell mit planbaren Einnahmen sichern.
Eine professionelle Geschäftsübernahme, begleitet von M&A-Beratern, Juristen und Steuerexperten, gewährleistet Rechtssicherheit und strategische Stabilität.
Ein klar strukturierter Kaufprozess macht aus der Übernahme eines Fitnessstudios eine nachhaltige Investition von Kapital in einen zukunftsfähigen Wachstumsmarkt.
FAQ
1. Wie läuft der Kauf eines Fitnessstudios ab?
Über eine strukturierte Due Diligence, Vertragsverhandlungen und einen notariellen Kaufvertrag (Asset oder Share Deal).
2. Welche Kosten entstehen beim Fitnessstudio kaufen?
Kaufpreis, Notarkosten, Gerätebewertung, Steuerberatung und ggf. Investitionen in Modernisierung.
3. Wie werden Mitgliedschaften rechtlich übertragen?
Nur mit Zustimmung der Mitglieder (§ 415 BGB) und Einhaltung der Datenschutzvorgaben (DSGVO).
4. Welche Kennzahlen bestimmen den Ertragswert eines Fitnessstudios?
EBITDA, Mitgliederfluktuation, Vertragslaufzeiten und Gerätezustand.