Der Entschluss, einen Handwerksbetrieb zu kaufen, ist für viele Unternehmer, Nachfolger oder Investoren eine der bedeutendsten Entscheidungen ihrer Laufbahn. Der Handwerkssektor bildet das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – er ist geprägt von stabilen Geschäftsmodellen, hoher regionaler Verwurzelung und stetiger Nachfrage. Wer einen bestehenden Betrieb übernimmt, spart nicht nur die Aufbauphase, sondern profitiert auch von einem etablierten Kundenstamm und erfahrenem Personal. Doch der Unternehmenskauf im Handwerk verlangt juristische Präzision, betriebswirtschaftliche Weitsicht und ein klares Verständnis des Kapitalbedarfs.
Warum jetzt einen Handwerksbetrieb kaufen?
Der demografische Wandel führt in Deutschland zu einer massiven Unternehmensnachfolge-Lücke. Zahlreiche Inhaber möchten in den nächsten Jahren ihre Firma verkaufen, doch geeignete Nachfolger fehlen. Das bietet Käufern eine historische Chance. Ein Handwerksbetrieb verfügt meist über stabile Cashflows, regionale Kundenbindung und überschaubare Investitionsrisiken.
Wer strategisch denkt, kann durch die Firmenübernahme nicht nur ein profitables Geschäft sichern, sondern auch sein eigenes Portfolio erweitern. Besonders attraktiv sind Betriebe mit spezialisiertem Know-how in gefragten Gewerken wie Sanitär, Elektrotechnik, Metallbau oder erneuerbare Energien.
Die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Bau- und Energieprojekten führt dazu, dass viele Käufer aktiv Unternehmen kaufen, um sich frühzeitig Marktanteile zu sichern.
Rechtliche Grundlagen beim Handwerksbetrieb kaufen
Der Kauf eines Handwerksbetriebs unterliegt spezifischen rechtlichen Regelungen. Zentrale Bedeutung hat § 613a BGB: Beim Übergang eines Betriebs oder Betriebsteils gehen alle Arbeitsverhältnisse automatisch auf den Erwerber über. Der Käufer muss also sämtliche Rechte und Pflichten der Beschäftigten übernehmen – von Urlaubsansprüchen bis zu Betriebsrenten.
Darüber hinaus ist zu prüfen, ob es sich um einen Asset Deal oder einen Share Deal handelt:
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Beim Asset Deal werden einzelne Vermögensgegenstände, Maschinen und Aufträge übernommen.
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Beim Share Deal erwirbt der Käufer Anteile an der Gesellschaft – inklusive aller bestehenden Verträge und Verbindlichkeiten.
Ein juristisch fundierter Kaufvertrag regelt Haftungsfragen, Gewährleistungspflichten und eventuelle Wettbewerbsverbote. Spätestens in der Due-Diligence-Phase sollten Fachanwälte für Handels- und Gesellschaftsrecht hinzugezogen werden, um Risiken aus Altschulden oder Bürgschaften zu identifizieren.
Unternehmensbewertung und Kaufpreisermittlung
Die Wertermittlung ist das Herzstück jeder Geschäftsübernahme. Ein Handwerksbetrieb wird meist nach den klassischen Verfahren der M&A-Praxis bewertet:
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Ertragswertverfahren – orientiert sich an den nachhaltig erzielbaren Gewinnen.
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Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF) – berechnet den heutigen Wert zukünftiger Zahlungsströme auf Basis eines Kapitalisierungszinssatzes.
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Multiplikator-Methode – wird häufig bei kleineren Betrieben verwendet; basiert auf Branchenkennzahlen wie EBIT-Multiples.
Ein qualifizierter Gutachter kann den Unternehmenswert berechnen, wobei Faktoren wie Kundenbindung, Maschinenbestand, Standortqualität und Know-how der Mitarbeiter zu berücksichtigen sind.
Branchenabhängig liegen Multiples im Handwerk häufig zwischen dem 3- und 6-Fachen des Jahresgewinns. Käufer sollten jedoch stets die individuelle Leistungsfähigkeit und Modernität des Betriebs bewerten.
Finanzierung und Kapitalbedarf im Handwerkskauf
Ein Handwerksbetrieb kaufen erfordert eine präzise Kapitalplanung. Der Kapitalbedarf setzt sich zusammen aus dem Kaufpreis, Nebenkosten (z. B. Notar, Steuerberater, Rechtsanwalt) und der Liquiditätsreserve für den laufenden Betrieb. In der Regel verlangen Banken eine Eigenkapitalquote von mindestens 20 – 30 %.
Förderprogramme der KfW und regionaler Bürgschaftsbanken unterstützen Käufer mit zinsgünstigen Krediten und Ausfallbürgschaften. Auch Leasingmodelle für Maschinen oder Fuhrparks können Teil der Gesamtfinanzierung sein.
Wichtig ist, den Kapitalfluss realistisch zu planen, da viele Käufer nach der Firmenübernahme zunächst in Modernisierung, Personalbindung oder Digitalisierung investieren müssen.
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Kaufprozess und Due Diligence
Vor Abschluss eines Kaufvertrags steht die sorgfältige Analyse des Zielunternehmens. Eine Due Diligence im Handwerksbereich umfasst:
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Finanzanalyse (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Auftragslage)
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Prüfung bestehender Verträge mit Kunden und Lieferanten
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Analyse von Gewährleistungsrisiken, Rechtsstreitigkeiten und Genehmigungen
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Bewertung der technischen Ausstattung und Betriebsmittel
Der Käufer sollte außerdem die Meisterpflicht, Eintragungen in die Handwerksrolle sowie Versicherungen prüfen. Bei Personengesellschaften ist die Haftung besonders zu beachten.
➡️ Was Sie vor dem Kauf eines Unternehmens recherchieren sollten
Übergang und Integration nach der Firmenübernahme
Nach dem Kauf beginnt die entscheidende Integrationsphase. Hier zeigt sich, ob der Käufer in der Lage ist, die Firma kaufen-Strategie erfolgreich umzusetzen. Ein geordneter Übergang umfasst:
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Fortführung bestehender Kundenbeziehungen
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Übernahme und Motivation des Personals
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Modernisierung der Betriebsabläufe
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Einführung digitaler Systeme
Oft bleibt der bisherige Inhaber für eine Übergangszeit beratend tätig, um Wissenstransfer und Kundenbindung sicherzustellen.
➡️ Unternehmen kaufen – Die 10 besten Tipps für eine erfolgreiche Firmenübernahme
Erfolgreich Firma kaufen – typische Stolperfallen vermeiden
Viele Käufer unterschätzen die Nachwirkungen versteckter Verpflichtungen. Dazu zählen Altlasten in der Bilanz, unklare Vertragsverhältnisse oder steuerliche Risiken. Besonders beim Erwerb eines Familienbetriebs ist auf informelle Absprachen und mündliche Vereinbarungen zu achten. Eine genaue Vertragsprüfung schützt vor bösen Überraschungen.
Wer systematisch vorgeht, die Firmenübernahme strukturiert plant und die Unternehmensbewertung realistisch ansetzt, kann mit einem Handwerksbetrieb kaufen langfristig stabile Erträge erzielen.
Juristische Schlussbetrachtung
Ein Handwerksbetrieb kaufen ist mehr als nur ein wirtschaftlicher Schritt – er ist eine komplexe M&A-Transaktion im Mittelstand. Der Erfolg hängt davon ab, ob der Käufer rechtzeitig juristische, steuerliche und finanzielle Expertise einbindet.
Mit präziser Vorbereitung, professioneller Due Diligence und klarer Vertragsgestaltung lässt sich das Risiko minimieren und der Wert des übernommenen Betriebs sichern.
Langfristig zahlt sich der Unternehmenskauf durch stabile Cashflows, steuerliche Vorteile und nachhaltige Marktpositionierung aus.
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Handwerksbetrieb kaufen
Über spezialisierte Unternehmensbörsen wie firmenzukaufen.de lassen sich geprüfte Nachfolgeangebote im Handwerk finden – anonym, rechtssicher und effizient.
Wichtige Dokumente sind Jahresabschlüsse, Kundenlisten, Lieferantenverträge, Mietverträge, Nachweise über Maschinen und Versicherungen.
Die gängigsten Bewertungsverfahren sind das Ertragswertverfahren, die DCF-Methode und die Multiplikator-Methode – je nach Größe und Struktur des Betriebs.
Im Handwerkssektor liegen Multiples oft zwischen 3 × und 6 × des Jahresgewinns, abhängig von Spezialisierung und Marktstellung.
Die KfW, Landesförderbanken und Bürgschaftsbanken bieten Förderkredite, Bürgschaften und Beratungszuschüsse für Unternehmenskäufe im Handwerk.
Empfohlen werden 20 – 30 % Eigenkapitalanteil, abhängig vom Risiko- und Investitionsprofil des Betriebs.
Häufig sind schrittweise Übergaben, Management-Buy-ins (MBI) oder Management-Buy-outs (MBO) – je nach Nachfolge- und Finanzstruktur.
Neben § 613a BGB (Betriebsübergang) ist auf tarifliche Verpflichtungen, Pensionszusagen und Mitarbeiterbindung zu achten.
Autorenbox (E-E-A-T)
Verfasst von Jürgen Penno, Dipl. Betriebsw. (FH) – Redaktion firmenzukaufen.de
Jürgen Penno ist Experte für Unternehmensnachfolge und M&A-Kommunikation. Seit 2006 begleitet er Unternehmer und Investoren bei Firmenübernahmen, Unternehmensbewertung und Geschäftsübernahme über firmenzukaufen.de.
Fachliche Kompetenz: Langjährige Erfahrung in Firmenbeteiligungen, Kapitalbedarf und Unternehmenskaufvertrag; Spezialist für Bewertungsverfahren, Nachfolge und Vertragsgestaltung; redaktionelle Verantwortung für über 200 Fachbeiträge.
Quellen und rechtliche Hinweise
Dieser Beitrag basiert auf aktuellen Fachinformationen aus folgenden Quellen:
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Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) – Studien zur Unternehmensnachfolge im Handwerk
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Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – Mittelstandsmonitor 2024, Förderprogramme für Nachfolge und Existenzgründung
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Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) – Nachfolgereport 2024
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Industrie- und Handelskammern (IHK) – Leitfäden zu Betriebsübergabe und § 613a BGB
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juris und Bundesgesetzblatt (BGB § 613a) – Rechtliche Grundlagen zu Betriebsübergängen
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Handelsblatt / Deutsche Handwerks Zeitung – Marktanalysen und Bewertungstrends im Handwerkssektor
Alle rechtlichen Angaben erfolgen nach bestem Wissen und auf Grundlage der geltenden deutschen Gesetzeslage.
Dieser Artikel ersetzt keine individuelle Rechts- oder Steuerberatung. Für verbindliche Auskünfte sollten Sie sich an einen Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht oder einen Steuerberater wenden.