
Einleitung
Die Festlegung eines Kaufpreises für ein Unternehmen erfordert eine präzise und rechtssichere Unternehmensbewertung. Unter den verschiedenen Bewertungsverfahren kommt dem Liquidationswert eine besondere Bedeutung zu: Er markiert die juristische und ökonomische Untergrenze in jeder Transaktion. Für Verkäufer, die eine Firma verkaufen möchten, ebenso wie für Käufer, die eine Firmenübernahme oder Geschäftsübernahme anstreben, ist der Liquidationswert ein unverzichtbarer Bewertungsmaßstab, um Risiken zu minimieren und den Kapitalbedarf exakt zu bestimmen.
Definition und juristische Grundlage
Der Liquidationswert entspricht dem Wert, der im Falle einer Zerschlagung des Unternehmens nach dem Verkauf sämtlicher Vermögensgegenstände und Abzug aller Verbindlichkeiten realisiert werden könnte.
Juristisch basiert er auf den insolvenzrechtlichen Grundsätzen der §§ 38 ff. InsO und unterliegt einer festen Rangordnung der Gläubigerbefriedigung.
Kennzeichnend sind:
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Stille Reserven werden nur berücksichtigt, wenn sie tatsächlich realisiert werden.
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Ein Veräußerungsabschlag ist regelmäßig einzukalkulieren, da Liquidationen häufig unter Zeitdruck erfolgen.
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Immaterielle Werte wie Markenrechte oder Kundenbeziehungen bleiben vielfach unberücksichtigt.
Bedeutung im Unternehmensverkauf
Im Rahmen eines Unternehmen verkaufen dient der Liquidationswert als unverrückbare Preisuntergrenze.
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Käufer nutzen ihn, um zu prüfen, ob der Kaufpreis durch die Substanzwerte gedeckt ist.
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Verkäufer belegen mit ihm, dass die Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich vorteilhafter ist als eine Liquidation.
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In Verhandlungen über eine Geschäftsübernahme bietet der Liquidationswert eine rechtssichere Argumentationsbasis.
Relevanz für die Unternehmensnachfolge
Auch bei einer Unternehmensnachfolge ist der Liquidationswert zentral. Er dient häufig als Vergleichswert bei der Erbauseinandersetzung oder als Ausgangspunkt für die Kaufpreisermittlung.
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Nachfolger prüfen damit die Wirtschaftlichkeit der Fortführung.
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Kapitalgeber bemessen anhand des Liquidationswertes den erforderlichen Kapitalbedarf für eine Finanzierung.
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Juristisch wird er als „Mindestwert“ herangezogen, wenn keine Einigung über andere Bewertungsverfahren erzielt wird.
Liquidationswert in der M&A-Praxis
Im Bereich der M&A-Transaktionen ist der Liquidationswert unverzichtbar:
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Bei einem Management-Buy-In (MBI) dient er als Sicherheitsanker für externe Investoren.
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Bei einem Management-Buy-Out (MBO) liefert er die Basis, um interne Kaufpreisvorstellungen juristisch abzusichern.
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Strategische Erwerber nutzen ihn als Referenzgröße, um Synergieeffekte oder Rationalisierungen in der Preisverhandlung zu stützen.
Vorteile und Grenzen
Vorteile:
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Juristisch und ökonomisch eindeutige Untergrenze
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Objektive Ermittlung auf Basis von Vermögenswerten
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Transparent und nachvollziehbar
Grenzen:
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Immaterielle Werte werden vernachlässigt
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Keine Prognosefähigkeit für künftige Ertragskraft
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Realisierbarkeit unter Marktbedingungen oft geringer
Interner Fachbeitrag
Eine vertiefte juristische Analyse finden Sie in unserem Fachartikel:
➡️ Liquidationswert – Definition, juristische Bedeutung und Relevanz bei der Unternehmensbewertung
Schlusswort
Der Liquidationswert bildet in jeder Verhandlung über eine Firmenübernahme oder Unternehmensnachfolge die juristische und ökonomische Untergrenze. Wer den Liquidationswert kennt und korrekt anwendet, stärkt seine Verhandlungsposition, reduziert Risiken und schafft die Grundlage für eine belastbare Kaufpreisgestaltung. Gerade beim Unternehmen verkaufen erweist sich diese Kennzahl als unverzichtbares Instrument, um den Mindestwert eines Geschäfts sicherzustellen.
FAQ zum Liquidationswert
Was ist der Liquidationswert?
Der Liquidationswert ist der Wert, der nach Veräußerung sämtlicher Vermögensgegenstände und Abzug der Verbindlichkeiten verbleibt.
Warum ist der Liquidationswert beim Unternehmensverkauf wichtig?
Er stellt die juristisch fundierte Untergrenze des Kaufpreises dar und verhindert eine Unterbewertung.
Welche Rolle spielt der Liquidationswert in der Unternehmensnachfolge?
Er dient als Mindestwert bei Erbauseinandersetzungen und zur Absicherung der Kaufpreisermittlung.
Welche Nachteile hat der Liquidationswert?
Er ignoriert immaterielle Werte wie Kundenstamm oder Markenrechte und gibt keine Auskunft über künftige Erträge.
Kann der Liquidationswert den endgültigen Kaufpreis bestimmen?
In der Praxis selten – er ist jedoch die juristische und ökonomische Referenzgröße.