EBIT Multiplikator Tabelle 2026 – Wie Marktteilnehmer Unternehmenswerte realistisch einordnen

Einordnung 2026: Warum EBIT-Multiplikatoren mehr Interpretation als Rechenwerkzeug sind

Die EBIT Multiplikator Tabelle gehört 2026 zu den meistgenutzten – und zugleich meist missverstandenen – Instrumenten, wenn Unternehmer ihr Unternehmen verkaufen oder Käufer eine Firmenübernahme prüfen. Tabellen vermitteln scheinbare Objektivität: EBIT × Multiple = Unternehmenswert. Genau diese Vereinfachung führt jedoch regelmäßig zu Fehlannahmen, überzogenen Preisvorstellungen und gescheiterten Transaktionen.

Wer 2026 eine Firma verkaufen, ein Unternehmen kaufen oder eine Geschäftsübernahme strukturieren will, muss verstehen:
Ein EBIT-Multiple ist kein Wert, sondern eine Marktmeinung unter Risikoannahmen.


Was eine EBIT-Multiplikator-Tabelle tatsächlich leistet

Eine EBIT Multiplikator Tabelle bildet aggregierte Marktbeobachtungen ab: abgeschlossene Transaktionen, Vergleichsunternehmen, Branchenspannweiten. Sie dient der Orientierung, nicht der Kaufpreisfestlegung. Professionelle Marktteilnehmer nutzen sie als ersten Filter für Plausibilität, Finanzierbarkeit und Erwartungsmanagement.

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Das eigentliche Unternehmenswert berechnen beginnt erst nach der Tabelle.


EBIT-Multiplikator-Tabelle 2026 – Orientierungswerte für den deutschen Mittelstand

Hinweis zur Einordnung:
Die folgende Tabelle zeigt marktübliche Bandbreiten für den deutschen Mittelstand (Prognose 2026).
Sie ist kein Gutachten, sondern eine professionelle Marktreferenz.

Branche / Unternehmensprofil EBIT-Multiplikator (Bandbreite)
Handwerk / lokale Dienstleistungen 3,0 – 4,5x
Klassischer Mittelstand (Produktion, Handel B2B) 4,0 – 6,0x
Industriezulieferer 4,5 – 6,5x
Technische Dienstleistungen / Engineering 5,0 – 7,0x
IT-Dienstleister (nicht SaaS) 5,5 – 7,5x
Software / SaaS 6,5 – 9,0x
Gesundheitswesen 5,5 – 8,0x
Logistik / Transport 4,0 – 5,5x
Bau- & baunahe Unternehmen 3,5 – 5,0x
E-Commerce (profitabel) 5,0 – 7,0x
Management-Buy-Out –0,5 bis –1,0x Abschlag
Management-Buy-In –0,5 bis –1,5x Abschlag

Zentrale Erkenntnis 2026:

Nicht das EBIT bestimmt den Multiple – sondern das Risiko des EBIT.


Warum Multiplikatoren 2026 stärker streuen werden

Absehbar ist, dass sich die Spannen jeder Unternehmensbewertung Tabelle weiter öffnen. Gründe dafür sind u. a.:

  • steigende Finanzierungs- und Eigenkapitalkosten

  • höhere Risikoabschläge bei Abhängigkeiten

  • ESG-, Regulierungs- und Nachfolgethemen

  • stärkere Selektion durch Käufer

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Zwei Unternehmen mit identischem EBIT können 2026 fundamental unterschiedliche Werte haben.


EBIT, Gewinn, Multiples – gleiche Zahlen, unterschiedliche Logik

Ein häufiger Fehler besteht darin, EBIT-Multiples mit Gewinn- oder Umsatz-Multiples gleichzusetzen. EBIT blendet Finanzierung aus – das ist sein Vorteil, aber auch seine Grenze. Spätestens bei der finanziellen Due Diligence wird das EBIT angepasst.

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Von der Tabelle zum Kaufvertrag

Zwischen Tabellenwert und tatsächlichem Kaufpreis liegen Strukturmechaniken: Earn-outs, Verkäuferdarlehen, Kaufpreisanpassungen, Closing-Bedingungen. Der ökonomische Effekt des Multiples verändert sich dadurch erheblich.

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Deutschland-Spezifik: Warum internationale Tabellen täuschen

Internationale Multiples lassen sich nur eingeschränkt übertragen. Arbeitsrecht, Mitbestimmung, Steuerstruktur und Finanzierung wirken im deutschen Markt multiplikatorprägend.

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Der Übergang zur belastbaren Bewertung

Eine EBIT Multiplikator Tabelle ist der Startpunkt. Die belastbare Bewertung entsteht erst durch strukturierte Analyse.

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10 Fragen zu dem Thema EBIT Multiplikator

1. Was ist eine EBIT-Multiplikator-Tabelle?

Sie zeigt marktübliche Bandbreiten, mit denen das operative Ergebnis (EBIT) multipliziert wird, um einen indikativem Unternehmenswert abzuleiten. Sie dient der Einordnung, nicht der Preisfestlegung.

2. Welcher EBIT-Multiple ist realistisch?

Ein realistischer Multiple ergibt sich aus Branche, Größe, Risiko, Stabilität, Managementabhängigkeit und Finanzierbarkeit. Tabellen liefern nur Spannweiten – der konkrete Wert entsteht aus der Risikobewertung.

3. Warum unterscheiden sich EBIT-Multiples so stark?

Weil sie Zukunftserwartungen abbilden. Identisches EBIT kann bei unterschiedlicher Stabilität, Kundenstruktur oder Abhängigkeit sehr unterschiedlich bewertet werden.

4. Wie nutzen Käufer EBIT-Multiples bei einer Firmenübernahme?

Als Filter für Attraktivität und Finanzierbarkeit. Der Multiple entscheidet, ob ein Deal wirtschaftlich tragfähig erscheint.

5. Wie beeinflusst der Kapitalbedarf den EBIT-Multiple?

Hoher Investitions- oder Working-Capital-Bedarf senkt aus Käufersicht den Multiple, da zusätzlicher Finanzierungsdruck entsteht.

6. Welche Rolle spielt EBIT beim Unternehmen verkaufen?

EBIT ist die zentrale Referenzgröße, wird jedoch fast immer um Sondereffekte, Inhaberleistungen und Nachhaltigkeit bereinigt.

7. Sind EBIT-Multiples für kleine Unternehmen geeignet?

Nur eingeschränkt. Bei kleinen Unternehmenn wirken Personenabhängigkeit und Risiko multiplikatorreduzierend.

8. Wie verändert die Due Diligence den Multiple?

Negative Findings führen zu Abschlägen, Kaufpreismechaniken oder Strukturänderungen – selten bleibt der Tabellenmultiple unverändert.

9. EBIT-Multiple oder Gewinn-Multiple – was ist besser?

EBIT eignet sich für Vergleichbarkeit, Gewinn-Multiples für Investorenlogik. In der Praxis werden beide kombiniert betrachtet.

10. Wann ist eine Multiple-Bewertung ungeeignet?

Bei stark schwankenden Ergebnissen, Sondersituationen, Restrukturierungen oder fehlender nachhaltiger Ertragsbasis.


Executive Summary – EBIT-Multiplikator-Tabellen 2026 richtig nutzen

  • Tabellen liefern Orientierung, keine Preise

  • Multiples spiegeln Risiko, nicht nur Ertrag

  • Due Diligence verändert jede Tabellenlogik

  • Finanzierung und Struktur sind wertentscheidend

  • Professionelle Bewertung beginnt nach der Tabelle


Quellen und rechtlicher Hinweis

Dieser Beitrag basiert auf:

  • IDW S 1 – Grundsätze zur Unternehmensbewertung

  • BMWK-Studien zur Mittelstandsstruktur

  • KfW-Mittelstandsmonitor

  • Fachliteratur zu Multiple-Bewertungen und M&A-Transaktionen

  • Veröffentlichungen zur Due-Diligence-Praxis und Working Capital

Rechtlicher Hinweis:
Dieser Artikel ersetzt keine Rechts-, Steuer- oder M&A-Beratung. EBIT-Multiplikator-Tabellen stellen keine verbindlichen Bewertungsgrundlage dar.


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Autor: Jürgen Penno, Dipl.-Betriebsw. (FH)
Redaktion & Fachbereich Unternehmensnachfolge – firmenzukaufen.de

Jürgen Penno ist seit 2006 auf Unternehmen verkaufen, Firma verkaufen, Unternehmen kaufen, Firma kaufen, Firmenübernahme, Geschäftsübernahme, Unternehmenswert berechnen, Management-Buy-In, Management-Buy-Out und Unternehmensnachfolge im deutschsprachigen Mittelstand spezialisiert. Seine Analysen verbinden Bewertungslogik, Transaktionserfahrung und Finanzierungsrealität.

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