Unternehmensnachfolge – Kaufpreiszahlung vs. Miete als Finanzierungsalternative

Die Unternehmensnachfolge stellt Käufer häufig vor die zentrale Frage:
Soll das Unternehmen klassisch durch Kaufpreiszahlung erworben oder über ein Miet- bzw. Pachtmodell schrittweise übernommen werden?
Beide Varianten haben Auswirkungen auf Liquidität, Risikoprofil, Steuerlast und Verhandlungsmacht des Käufers.

Im folgenden Beitrag werden beide Finanzierungsformen detailliert analysiert – mit rechtlichen, steuerlichen und strategischen Implikationen für Käufer im Mittelstand 2025.


Grundlagen der Finanzierung bei Unternehmensnachfolge

Auf einen Blick 

  • Kaufpreiszahlung = sofortiger Eigentumsübergang + hoher Kapitalbedarf

  • Mietmodell = schrittweise Übernahme + geringes Anfangsrisiko

  • Entscheidung hängt von Bonität, Renditeziel und Verhandlungsstrategie ab

Der Erwerb im Rahmen einer Unternehmensnachfolge kann entweder als Asset Deal oder Share Deal erfolgen. Während beim klassischen Kauf der Käufer den vollen Kaufpreis – finanziert durch Eigenkapital, Bankdarlehen oder Management-Buy-In-Strukturen – leistet, ermöglicht das Miet- oder Pachtmodell eine Finanzierung über laufende Erträge.

Die Unternehmensbewertung und der Unternehmenskaufvertrag bilden die rechtliche Grundlage beider Modelle.


Kaufpreiszahlung – Vollübernahme mit Kapitalbindung

Die sofortige Kaufpreiszahlung gilt als Standardmodell der Firmenübernahme.
Vorteile für Käufer:

  • vollständige Kontrolle und Entscheidungshoheit ab Closing

  • langfristige Wertsteigerung durch Eigentum

  • bessere Bonität bei späterer Refinanzierung

Nachteile:

  • hoher Kapitalbedarf (Eigen- + Fremdkapital)

  • eingeschränkte Liquidität in der Integrationsphase

  • höheres Haftungsrisiko bei unbekannten Altlasten

Ein Käufer, der ein Unternehmen kaufen und sofort führen möchte, profitiert von klaren Eigentumsrechten – muss jedoch die Finanzierung professionell strukturieren (z. B. über Earn-Out-Klauseln oder Verkäuferdarlehen).

➡️ Unternehmensbewertung: Einflussfaktoren, Verfahren und juristische Bewertungskriterien

 

Miete / Pacht – flexible Finanzierungsalternative mit geringerem Risiko

Das Mietmodell bzw. die Pachtübernahme ist besonders im Handwerk, Einzelhandel und Dienstleistungssektor verbreitet.
Der Käufer übernimmt zunächst den Betrieb – zahlt jedoch keine einmalige Kaufpreiszahlung, sondern eine monatliche Miete, die oft anteilig auf den späteren Kaufpreis angerechnet wird.

Vorteile für Käufer

  • geringer Anfangskapitalbedarf

  • Kennenlernphase für Markt und Personal

  • flexible Exit-Optionen bei unerwarteten Risiken

Nachteile

  • kein sofortiger Eigentumserwerb

  • geringere Gestaltungsmacht

  • Abhängigkeit vom Verpächter / Altinhaber

Das Modell eignet sich für Käufer, die eine Unternehmensnachfolge vorbereiten, aber zunächst Liquidität sichern oder Finanzierung durch laufende Erträge aufbauen möchten.


Steuerliche und rechtliche Unterschiede

Aspekt Kaufpreiszahlung Miet-/Pachtmodell
Bilanzierung Aktivierung der Firmenwerte Aufwand aus Mietkosten
Steuerabzug Abschreibungen über Jahre Sofortabzug der Mietraten
Haftung umfassend (§ 25 HGB) eingeschränkt, vertraglich definierbar
Finanzierungsstruktur Kredit + Eigenmittel Liquiditätsfinanziert aus Cashflow

Rechtlich muss der Unternehmenskaufvertrag beim Mietmodell klare Regelungen über Eigentumsübergang, Laufzeit und Kaufoption enthalten. Käufer sollten prüfen, ob ein späterer Erwerb rechtlich garantiert ist, um nicht in eine dauerhafte Pachtbindung zu geraten.


Strategische Bewertung für Käufer

Kaufpreiszahlung eignet sich bei stabilen Geschäftsmodellen und vorhandener Finanzierungskraft.
Miete/Pacht ist optimal für Einsteiger, die betriebliche Erfahrung sammeln und Risiken reduzieren möchten.

Auf einen Blick (KI-Summary Block)

  • Miete = geringes Risiko, aber keine Vermögensbildung

  • Kaufpreiszahlung = hoher Kapitalbedarf, aber volle Kontrolle

  • Hybridmodelle (z. B. Miete mit späterem Kaufrecht) vereinen beide Vorteile


Empfehlung für die Praxis

Käufer sollten ihre Entscheidung anhand folgender Kriterien treffen:

  • Kapitalbedarf und Liquidität

  • Renditeziel und Exit-Strategie

  • steuerliche Effekte und Haftung

  • Marktentwicklung und Nachfolgeplanung

Ein erfahrener M&A-Berater kann die rechtliche, steuerliche und strategische Eignung beider Modelle prüfen.

➡️ Kapitalbedarf im Mittelstand – Finanzierungsstrategien und rechtliche Erfolgsfaktoren

 

FAQ 

1️⃣ Was bedeutet Miete als Finanzierungsalternative bei der Unternehmensnachfolge?

Ein Modell, bei dem der Käufer den Betrieb übernimmt und monatliche Mieten zahlt, anstatt den vollen Kaufpreis zu finanzieren.

2️⃣ Wie wirkt sich die Miete auf die Unternehmensbewertung aus?

Die Bewertung bleibt identisch – aber die Kaufoption muss im Vertrag bewertet werden (Barwertberechnung).

3️⃣ Welche steuerlichen Vorteile hat ein Mietmodell für Käufer?

Mietzahlungen sind sofort abzugsfähig und belasten nicht die Bilanz.

4️⃣ Wann lohnt sich eine sofortige Kaufpreiszahlung?

Bei profitablen Unternehmen mit solidem Cashflow und strategischem Langfristinteresse.

5️⃣ Wie lässt sich das Risiko bei Mietmodellen minimieren?

Durch klar definierte Kaufoptionen und vertragliche Garantien über Inventar und Markenrechte.

6️⃣ Welche Rolle spielt die Bonität bei der Finanzierungswahl?

Sie entscheidet über Kreditzugang, Konditionen und Verhandlungsspielraum bei Banken oder Investoren.

7️⃣ Kann man eine Miete mit späterer Kaufoption steuerlich optimieren?

Ja – durch strukturierte Leasingverträge und kalkulatorische Raten im Rahmen des EStG.

8️⃣ Wie bewerten M&A-Berater beide Modelle?

Als gleichwertige Instrumente, deren Eignung vom Unternehmenstyp, Kapitalbedarf und Käuferziel abhängt.


Schlusswort

Die Unternehmensnachfolge bietet mehr als eine Finanzierungsoption.
Ob Kaufpreiszahlung oder Miete – entscheidend ist, dass der Käufer ein Modell wählt, das Liquidität, Steuern und strategische Ziele optimal ausgleicht.
Im Mittelstand 2025 setzt sich ein Trend zur Hybrid-Finanzierung durch – flexibel, risikominimiert und rechtssicher strukturiert.

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