
Einleitung
Die steuerliche Dimension einer Unternehmensnachfolge wird von vielen Unternehmern unterschätzt. Insbesondere die sogenannte Betriebsaufspaltung kann erhebliche Auswirkungen auf Steuerlast, Unternehmensbewertung und den Kaufpreis haben. Wer seinen Betrieb zu verkaufen plant oder ein Unternehmen im Rahmen einer Geschäftsübernahme oder Firmenübernahme erwerben möchte, sollte die steuerlichen Risiken und Gestaltungsspielräume kennen, um spätere Nachteile zu vermeiden.
Betriebsaufspaltung: Definition und rechtliche Grundlagen
Eine Betriebsaufspaltung liegt vor, wenn der operative Betrieb in eine Betriebsgesellschaft und das Vermögen (z. B. Immobilien, Maschinen, Lizenzen) in eine Besitzgesellschaft ausgelagert wird. Diese Struktur ist häufig steuerlich motiviert, führt aber auch zu komplexen Verflechtungen:
-
Die Besitzgesellschaft stellt Vermögenswerte bereit.
-
Die Betriebsgesellschaft führt das Tagesgeschäft.
Juristisch ist entscheidend, dass eine personelle und sachliche Verflechtung vorliegt – andernfalls entfällt die steuerliche Anerkennung.
Steuerliche Auswirkungen der Betriebsaufspaltung
-
Ertragsteuerliche Belastung: Gewinne werden bei der Besitzgesellschaft als Einkünfte aus Gewerbebetrieb behandelt.
-
Erbschaft- und Schenkungsteuer: Freibeträge und Begünstigungen können durch die Aufspaltung eingeschränkt werden.
-
Unternehmensbewertung: Der Wert des Gesamtunternehmens wird komplexer, da stille Reserven in beiden Gesellschaften berücksichtigt werden müssen.
-
Kapitalbedarf: Durch mögliche Doppelbesteuerungen kann der Kapitalbedarf für Käufer oder Nachfolger steigen.
Chancen und Risiken bei der Nachfolge
Chancen:
-
Flexibilität bei der Übertragung von Immobilien und Betriebsvermögen.
-
Nutzung steuerlicher Gestaltungsmöglichkeiten.
Risiken:
-
Ungewollte Gewerbesteuerpflicht für die Besitzgesellschaft.
-
Erhöhte Steuerbelastung bei fehlerhafter Strukturierung.
-
Konflikte zwischen Besitz- und Betriebsgesellschaft.
Gestaltungsmöglichkeiten für Unternehmer
-
Frühzeitige Abstimmung mit Steuerberatern und M&A-Anwälten.
-
Nutzung von Begünstigungen nach dem Erbschaftsteuer- und Bewertungsrecht.
-
Prüfung alternativer Nachfolgemodelle wie Management-Buy-Out (MBO) oder Management-Buy-In (MBI).
-
Vermeidung einer zu langen Übergangsphase, um steuerliche Nachteile zu reduzieren.
Weiterführende Fachbeiträge
➡️ Unternehmensnachfolge erfolgreich und rechtssicher gestalten
➡️ Angebot Unternehmensnachfolge: Die 10 häufigsten Haftungsfallen beim Erwerb von Kapitalgesellschaften
Schlussbetrachtung
Die Verbindung von Unternehmensnachfolge und Betriebsaufspaltung eröffnet erhebliche Gestaltungsspielräume, birgt jedoch auch komplexe steuerliche Risiken. Eine präzise Planung ist unverzichtbar, um steuerliche Freibeträge zu sichern, Haftungsrisiken zu vermeiden und den Unternehmenswert zu optimieren. Nur mit einer rechtssicheren Strukturierung gelingt eine nachhaltige Übergabe, die sowohl Verkäufer als auch Nachfolger absichert.
FAQ – Unternehmensnachfolge und Betriebsaufspaltung
Was ist eine Betriebsaufspaltung?
Eine steuerliche Gestaltung, bei der Besitz- und Betriebsgesellschaft rechtlich getrennt, aber wirtschaftlich eng verflochten sind.
Welche steuerlichen Folgen hat die Betriebsaufspaltung?
Sie kann zu einer gewerbesteuerlichen Belastung, doppelter Besteuerung und eingeschränkten Verschonungsregelungen bei der Erbschaftsteuer führen.
Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es?
Durch vorausschauende Planung, steuerliche Begünstigungen und klare Vertragsstrukturen lassen sich Risiken minimieren und Nachfolgen effizient gestalten.