Unternehmenswert ermitteln: Substanzwertverfahren juristisch fundiert erklärt

Das Substanzwertverfahren in der Unternehmensbewertung

Wer den unternehmenswert ermitteln möchte, greift in bestimmten Fällen auf das sogenannte Substanzwertverfahren zurück – ein in der Bewertungspraxis anerkanntes und juristisch abgesichertes Verfahren. Es dient primär der Bestimmung des rein materiellen Unternehmenswertes, insbesondere bei vermögensdominierten Gesellschaften wie z. B. Immobilien-, Produktions- oder Handelsunternehmen.

Im Gegensatz zu ertragsorientierten Verfahren wie dem Ertragswertverfahren oder dem Discounted-Cashflow-Verfahren basiert das Substanzwertverfahren ausschließlich auf dem Nettovermögen: den aktivierten Wirtschaftsgütern abzüglich aller Verbindlichkeiten zum Bewertungsstichtag.


Wann sollte man den Unternehmenswert ermitteln mit dem Substanzwertverfahren?

Diese Methode eignet sich besonders für folgende Konstellationen:

  • Unternehmen mit hohem Anteil an Anlage- oder Umlaufvermögen

  • Betriebe mit eingeschränkter oder nicht prognostizierbarer Ertragskraft

  • Fälle von Liquidation, Geschäftsaufgabe oder Asset Deal

  • Juristische Auseinandersetzungen in Zusammenhang mit einer Unternehmensnachfolge, Scheidung oder dem Ausscheiden eines Gesellschafters

  • Firmenübernahme, bei der Mindestpreise verhandelt oder stille Reserven berücksichtigt werden müssen

In diesen Szenarien stellt das Substanzwertverfahren eine objektivierte Grundlage dar, um den unternehmenswert zu ermitteln und finanzielle Ausgleichsansprüche zu berechnen.


Berechnungslogik: Wie lässt sich der Unternehmenswert ermitteln?

Die Berechnungsformel des Substanzwertverfahrens lautet:

Substanzwert = Summe der Zeitwerte aller Vermögenswerte – Schuldenbestand

Bewertungsablauf:

  1. Bilanzanalyse: Erfassung sämtlicher Aktiva und Passiva auf Basis der Handelsbilanz

  2. Anpassung der Buchwerte: Aufdeckung stiller Reserven & Neubewertung auf Zeitwertbasis

  3. Ermittlung des Reinvermögens: Nettovermögen = Vermögen – Schulden

  4. Ableitung des Substanzwertes als rechnerische Untergrenze des Unternehmenswerts


Kurzes Praxisbeispiel zur Veranschaulichung

Ein Industrieunternehmen verfügt über folgende Vermögenswerte (Zeitwerte):

Vermögensposten Zeitwert (€)
Grundstücke und Gebäude 1.500.000
Maschinenpark 750.000
Fuhrpark 150.000
Vorräte 300.000
Forderungen 250.000
Gesamtvermögen 2.950.000

Verbindlichkeiten: 950.000 €

Substanzwert = 2.950.000 € – 950.000 € = 2.000.000 €

Somit ergibt sich ein rechnerischer Substanzwert von 2.000.000 Euro. Dies stellt den Mindestwert dar, den ein potenzieller Käufer im Rahmen einer Geschäftsübernahme oder Firmenübernahme mindestens aufwenden müsste – unabhängig von künftigen Erträgen.


Rechtliche Einordnung: Vorteile und Grenzen

Das Substanzwertverfahren ist insbesondere im deutschen Recht und der Rechtsprechung als bewährte Methode zur Vermögensbewertung anerkannt – etwa bei Erbauseinandersetzungen, im Familienrecht oder bei der Bewertung von GmbH-Anteilen gemäß § 738 BGB oder § 17 Abs. 2 UmwG.

Vorteile:

  • Hohe Objektivierbarkeit der Bewertung

  • Rechtlich nachvollziehbare Wertermittlung auf Basis bilanzieller Vermögensgegenstände

  • Geeignet für Mindestwertfestsetzung und Schiedsgutachten

Grenzen:

  • Immaterielle Vermögenswerte (z. B. Kundenstamm, Markenwert, Know-how) bleiben unberücksichtigt

  • Nicht geeignet zur Wertermittlung bei zukunftsorientierten Investitionen von Kapital

  • Keine Aussage über Rentabilität oder Kapitalbedarf für Nachfolger oder Investoren

Daher wird empfohlen, den unternehmenswert zu ermitteln durch Kombination mehrerer Methoden – etwa durch eine parallele Anwendung des Substanzwerts mit einem Ertragswert- oder Marktwertverfahren.


Fazit: Substanzwert als Bestandteil seriöser Unternehmensbewertung

Das Substanzwertverfahren stellt ein rechtssicheres und sachlich belastbares Instrument dar, um den unternehmenswert zu ermitteln – insbesondere in vermögenslastigen Unternehmensstrukturen oder bei Nachfolge- und Scheidungsszenarien. Es bildet die rechnerische Untergrenze im Verhandlungsprozess über den Kaufpreis einer Firmenübernahme oder Geschäftsübernahme.

Für eine vollständige Bewertung empfehlen wir, zusätzlich das Bewertungstool von firmenzukaufen.de zu nutzen oder unsere Experten zu Rate zu ziehen. So lassen sich Investitionen von Kapital und zukünftiger Kapitalbedarf realistisch in die Bewertung integrieren.


FAQ – Unternehmenswert ermitteln mit Substanzwertverfahren

Wann sollte ich den unternehmenswert ermitteln mit dem Substanzwertverfahren?

Bei Unternehmen mit hohem Sachanlagevermögen, geringem Ertragspotenzial oder im Fall von Liquidation, Nachfolge oder Vermögensauseinandersetzung.

Welche Rolle spielt das Verfahren bei der Unternehmensnachfolge?

Es hilft, den Mindestwert des Unternehmens festzustellen, um faire Ausgleichszahlungen oder Kaufpreise im familiären oder gesellschaftsrechtlichen Kontext zu definieren.

Was unterscheidet das Substanzwertverfahren von anderen Methoden?

Es basiert nicht auf Zukunftserträgen, sondern auf Zeitwerten von Vermögensgegenständen. Immaterielle Werte bleiben unberücksichtigt.

Ist das Ergebnis der Substanzwertermittlung der finale Kaufpreis?

Nein, es stellt lediglich einen objektivierten Referenzwert dar – der tatsächliche Kaufpreis wird oft durch zusätzliche Faktoren und Verhandlungen bestimmt.

Wie kann ich den unternehmenswert ermitteln, wenn mein Unternehmen stark wachstumsorientiert ist?

Dann ist eine kombinierte Anwendung von Substanzwert- und Ertragswertverfahren oder das DCF-Verfahren empfehlenswert. Nutzen Sie hierzu unser Bewertungstool für eine umfassende Betrachtung.

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