Verkauf von Unternehmen: Rechtliche Pflichten, Risiken & gesetzliche Vorschriften

Inmitten des deutschen Mittelstands vollzieht sich eine stille Verschiebung: Betriebsinhaber geben ihre Verantwortung ab und suchen Wege, ihr Lebenswerk zu veräußern. Der Verkauf von Unternehmen ist dabei keine einfache Transaktion – er ist ein vielschichtiger rechtlicher Vorgang mit teils komplexen, gesetzlich geregelten Rahmenbedingungen. Wer seine Firma verkaufen möchte, steht vor strukturellen, haftungsrechtlichen und gesellschaftsrechtlichen Herausforderungen, die eine präzise juristische Vorbereitung und Begleitung erfordern. In diesem Fachbeitrag analysieren wir die relevanten Normen, klären Begriffsdefinitionen und zeigen, worauf Sie bei der Unternehmensnachfolge achten müssen.


Gesetzlicher Ordnungsrahmen: Welche Vorschriften sind zu beachten?

 

1. Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)

Das BGB regelt schuldrechtliche Grundlagen des Unternehmenskaufvertrags – unabhängig davon, ob es sich um einen Asset Deal oder einen Share Deal handelt. Relevante Normen:

  • §§ 311 ff. BGB (Vertragsanbahnung & vorvertragliche Pflichten)

  • §§ 433 ff. BGB (Kaufvertrag)

  • § 242 BGB (Treu und Glauben)

2. Handelsgesetzbuch (HGB)

Bei Geschäften zwischen Kaufleuten gelten zusätzlich die §§ 343 ff. HGB. Besonders praxisrelevant ist:

  • § 25 HGB: Haftung bei Firmenfortführung

  • §§ 377, 381 HGB: Untersuchungs- und Rügepflichten

3. GmbH-Gesetz (GmbHG)

Wird eine GmbH übertragen, greifen spezielle gesellschaftsrechtliche Bestimmungen:

  • § 15 GmbHG: Notarielle Beurkundung bei Anteilsübertragung

  • §§ 46, 47 GmbHG: Zustimmungsrechte der Gesellschafterversammlung


Verkaufsstruktur: Share Deal oder Asset Deal?

Die Wahl der Transaktionsstruktur ist entscheidend:

Kriterium Asset Deal Share Deal
Verkaufsgegenstand Einzelwirtschaftsgüter Gesellschaftsanteile
Vertragspartner Unternehmen selbst Gesellschafter
Rechtsfolgen Einzelübertragungen mit Titel & Modus Gesamtrechtsnachfolge durch Anteilskauf
Steuerliche Auswirkungen Grunderwerbsteuer, Gewerbesteuer ggf. Spekulationssteuer auf Veräußerungsgewinn

 

 

Rechtliche Anforderungen & Pflichten des Verkäufers

 

Aufklärungspflicht nach § 311 BGB

Ein Verkäufer hat eine umfassende Informationspflicht hinsichtlich aller wesentlichen Umstände des Betriebs:

  • Laufende Rechtsstreitigkeiten

  • Bestehende Bürgschaften und Verbindlichkeiten

  • Steuerliche Risiken

  • Umwelthaftung

Ein Verstoß kann zur vorvertraglichen Haftung (c.i.c.) führen – mit Schadensersatzpflichten.

Haftung für Garantien

Im Unternehmenskaufvertrag werden regelmäßig selbstständige Garantien vereinbart (z. B. „Bilanzgarantie“, „Freiheit von Altlasten“). Die Verletzung solcher Zusicherungen kann zu weitreichenden Freistellungsansprüchen des Käufers führen.

Genehmigungsvorbehalte

Einige Verträge (Miet-, Lizenz- oder Lieferverträge) enthalten sog. Change-of-Control-Klauseln, die eine Zustimmung bei Eigentümerwechsel verlangen. Das Missachten dieser Klauseln kann zur Kündigung durch Dritte führen.


Weitere rechtliche Aspekte beim Unternehmensverkauf

 

1. Datenschutzrecht (DSGVO)

Im Rahmen der Due Diligence werden häufig personenbezogene Daten offengelegt. Hierbei gelten strenge Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung. Ein NDA (Geheimhaltungsvereinbarung) ist zwingend erforderlich.

2. Kartellrechtliche Fusionskontrolle

Nach §§ 35 ff. GWB kann der Verkauf anmeldepflichtig sein – insbesondere bei Umsätzen >50 Mio. € (Veräußerer) und >17,5 Mio. € (Erwerber). Verstöße führen zur Nichtigkeit des Erwerbs.

3. Steuerrechtliche Betrachtung

Die Veräußerung kann einkommensteuerpflichtig sein (§ 17 EStG) oder unter das Umwandlungssteuergesetz fallen. Eine sorgfältige Steuerplanung im Vorfeld ist essenziell.


Gestaltung des Unternehmenskaufvertrags

Ein professioneller Unternehmenskaufvertrag enthält juristisch präzise Regelungen zu:

  • Kaufgegenstand (bei Asset Deal: Einzelaufstellung der Vermögenswerte)

  • Kaufpreisregelung inkl. Earn-Out oder Locked-Box-Mechanismus

  • Übergangsregelungen (Signing / Closing)

  • Wettbewerbsverbotsklauseln

  • Mitwirkungspflichten im Rahmen der Unternehmensnachfolge

  • Management-Buy-In / Management-Buy-Out-Optionen


Schlussfolgerung: Rechtssicherheit als Grundpfeiler eines erfolgreichen Unternehmensverkaufs

Der Verkauf von Unternehmen verlangt nicht nur wirtschaftliches Geschick, sondern höchste rechtliche Präzision. Fehler in der Vertragsgestaltung, unvollständige Offenlegung oder das Fehlen notwendiger Zustimmungen können schwerwiegende haftungsrechtliche Folgen haben. Nur wer alle gesetzlichen Vorgaben, gesellschaftsrechtlichen Rahmenbedingungen und steuerlichen Auswirkungen kennt und berücksichtigt, kann den Prozess effizient, rechtskonform und risikominimierend umsetzen.

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FAQ – Rechtliche Fragen zum Unternehmensverkauf

Welche Gesetze gelten beim Verkauf von Unternehmen?

Der Verkauf von Unternehmen unterliegt v. a. dem BGB, HGB, GmbHG, der DSGVO sowie dem Steuer- und Kartellrecht.

Wann ist der Verkauf zustimmungspflichtig?

Bei GmbHs ist i. d. R. die notarielle Beurkundung nach § 15 GmbHG notwendig. Zudem können Gesellschafterrechte oder Vertragsklauseln eine Zustimmung erfordern.

Was ist der Unterschied zwischen Share Deal und Asset Deal?

Beim Share Deal werden Gesellschaftsanteile übertragen, beim Asset Deal einzelne Vermögensgegenstände. Beide Formen unterliegen unterschiedlichen rechtlichen Anforderungen.

Welche Risiken bestehen für Verkäufer?

Haftung bei Verstoß gegen Aufklärungspflichten, fehlerhafte Garantien, Verstöße gegen Drittverträge oder Datenschutz können zu Schadensersatzforderungen führen.

Was ist bei der Due Diligence datenschutzrechtlich zu beachten?

Daten dürfen nur auf Grundlage eines NDA und im Einklang mit der DSGVO offengelegt werden.

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