Wer eine Bäckerei kaufen möchte, steigt in einen traditionsreichen, aber zugleich wettbewerbsintensiven Handwerkszweig ein.
Die Nachfrage nach hochwertigen Backwaren bleibt stabil, während die Zahl der inhabergeführten Betriebe sinkt – ein ideales Umfeld für Nachfolger und Investoren.
Doch eine erfolgreiche Firmenübernahme im Bäckerhandwerk hängt von drei Faktoren ab: der Unternehmensbewertung, dem Standort und der Finanzierungsstruktur.
Dieser Beitrag zeigt, wie Käufer die Chancen und Risiken eines Erwerbs realistisch einschätzen und rechtssicher handeln.
1. Marktumfeld und Nachfolgechancen
In Deutschland verschwinden jährlich rund 300 Bäckereien vom Markt – meist aus Altersgründen.
Eine Bäckerei kaufen bietet daher die Möglichkeit, in ein bestehendes Geschäft mit festem Kundenstamm, ausgebildetem Personal und erprobten Rezepturen einzusteigen.
Vorteile:
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sofortige Umsatzbasis durch laufende Kundschaft,
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gesicherte Lieferverträge mit Mühlen und Großhändlern,
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eingeführte Marke in der Region,
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oft günstiger als Neugründung.
Doch ohne strategische Standortanalyse und fachgerechte Bewertung kann die Übernahme schnell zur finanziellen Belastung werden.
2. Unternehmensbewertung im Handwerk
Die Unternehmensbewertung einer Bäckerei erfolgt in der Regel nach dem Substanzwertverfahren oder dem Ertragswertverfahren (§ 199 BewG).
Dabei werden Vermögenswerte und zukünftige Erträge kombiniert, um den tatsächlichen Unternehmenswert zu bestimmen.
Wesentliche Bewertungsfaktoren:
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Maschinenpark (Ofen, Kühlanlagen, Fuhrpark),
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Immobilienwert der Backstube oder Filialen,
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Lizenzen, Marken und Rezepte,
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Umsatzentwicklung der letzten drei Jahre,
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Personalkosten und Energieverbrauch.
Der Substanzwert beschreibt den Wiederbeschaffungswert der Betriebsmittel, während der Ertragswert die nachhaltige Gewinnerwartung abbildet.
Eine professionelle Bewertung durch M&A-Berater oder Steuerexperten ist unverzichtbar, um den Kapitalbedarf realistisch einzuschätzen.
3. Standortwahl und Wettbewerb
Der Standort ist für den Erfolg entscheidend. Käufer sollten die Standortwahl auf Basis von Einzugsgebiet, Laufkundschaft und Mietkonditionen analysieren.
Prüfpunkte:
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Bevölkerungsstruktur und Kaufkraftanalyse,
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Konkurrenzdichte im Umkreis von 5 km,
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Parkmöglichkeiten und Lieferlogistik,
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Nähe zu Schulen, Bahnhöfen oder Supermärkten,
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Miet- oder Eigentumsverhältnisse.
Ein Standort mit hoher Frequenz, aber moderater Miete kann den Ertragswert signifikant steigern.
Bei Mietobjekten gilt § 566 BGB („Kauf bricht nicht Miete“) – der Erwerber tritt in bestehende Mietverhältnisse ein.
4. Finanzierung und Kapitalbedarf
Die Finanzierung einer Bäckerei hängt stark von Maschinenwert und Immobilienanteil ab.
Typischer Kapitalbedarf: zwischen 100.000 € und 500.000 €, abhängig von Größe, Zustand und Modernisierungsgrad.
Finanzierungsoptionen:
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KfW-Gründerkredit 380 oder Nachfolgeförderung,
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Verkäuferdarlehen (§ 488 BGB) bei gleitender Übergabe,
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Bürgschaften der Bürgschaftsbanken,
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Beteiligungskapital über Handwerkskammern.
Tipp: Ein detaillierter Liquiditätsplan mit Break-Even-Analyse und Rücklagen für Energie- und Rohstoffkosten ist Pflicht.
5. Rechtliche Grundlagen und Übertragung
Beim Handwerksbetrieb kaufen gelten besondere rechtliche Vorgaben.
Nach § 1 HwO ist der Betrieb eines zulassungspflichtigen Handwerks – wie des Bäckerhandwerks – nur mit Meistertitel oder eingetragener Betriebsleitung möglich.
Käufer ohne Meisterqualifikation müssen eine verantwortliche Person benennen, die im Verzeichnis der Handwerkskammer eingetragen wird.
Wichtige Verträge:
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Kaufvertrag mit Inventarliste und Gewährleistung (§§ 433 ff. BGB),
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Pacht- oder Mietvertrag für Laden und Backstube,
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Arbeitsverträge (Übernahme nach § 613a BGB),
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Liefer- und Kundenverträge,
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Versicherungen (Betriebshaftpflicht, Gebäude, Maschinen).
6. Nachfolgeprozess und Übergabe
Ein strukturierter Nachfolgeprozess minimiert Risiken und sichert die Kundenbindung.
Empfehlenswert sind:
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gleitende Übergabe über 6–12 Monate,
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Schulung des neuen Inhabers im Produktionsprozess,
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gemeinsame Vorstellung beim Kundenstamm,
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Anpassung von Markenauftritt und Online-Präsenz.
Auch steuerlich ist Planung wichtig: Übergabeverträge sollten durch Steuerberater gestaltet werden, um stille Reserven optimal zu nutzen (§ 6 EStG).
7. Chancen durch Modernisierung
Viele übernommene Bäckereien haben Modernisierungsbedarf.
Investitionen in energieeffiziente Öfen, digitale Kassensysteme und nachhaltige Verpackungen erhöhen nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Attraktivität für neue Zielgruppen.
Eine Modernisierung kann den Ertragswert um bis zu 20 % steigern – besonders bei Filialbetrieben mit stabilem Umsatz.
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Juristische Schlussbewertung
Eine Bäckerei kaufen bedeutet, ein komplexes Gefüge aus Handwerk, Finanzen und Recht zu übernehmen.
Nur wer Unternehmensbewertung, Standortwahl und Kapitalbedarf sorgfältig prüft, kann die Nachfolge wirtschaftlich und rechtssicher gestalten.
Ein erfahrener M&A-Berater oder Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Transaktion und langfristigen Rentabilität.
FAQ
1. Was ist beim Kauf einer Bäckerei zu beachten?
Bewertung, Standortanalyse, Meisterpflicht, Finanzierung und rechtliche Prüfung des Kaufvertrags.
2. Wie wird eine Bäckerei bewertet?
Nach Unternehmensbewertung mittels Substanz- oder Ertragswertverfahren (§ 199 BewG).
3. Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für den Bäckereikauf?
KfW-Kredite, Verkäuferdarlehen, Bürgschaften und Beteiligungsmodelle über Kammern.
4. Wie hoch ist der Kapitalbedarf für eine Bäckereiübernahme?
Zwischen 100.000 € und 500.000 €, abhängig von Größe, Zustand und Modernisierung.