Employee Buy-out (EBO) in der Unternehmensnachfolge: Modelle, Finanzierung & Mitbestimmung

Einleitung

Wenn ein Unternehmer seinen Betrieb abgeben möchte, aber kein externer Käufer bereitsteht, kann die Lösung im eigenen Haus liegen. Beim sogenannten Employee Buy-out (EBO) übernimmt die Belegschaft das Unternehmen – ein Modell, das in der deutschen Unternehmensnachfolge zunehmend an Bedeutung gewinnt. Es kombiniert wirtschaftliche Kontinuität, Mitarbeiterbindung und rechtliche Stabilität.

Dieser Beitrag analysiert die juristischen, finanziellen und organisatorischen Aspekte des Employee Buy-out, erklärt Struktur- und Finanzierungsoptionen und zeigt, wie M&A-Berater, Notare und Steuerexperten den Prozess rechtssicher begleiten können.


1. Definition und Struktur des Employee Buy-out

Der Employee Buy-out (EBO) beschreibt den Erwerb eines Unternehmens durch seine eigenen Mitarbeiter. Es handelt sich um einen vollwertigen Unternehmenskauf, der nach den Regelungen des BGB und HGB abzuwickeln ist. Typische Strukturen sind:

  • Management-Buy-out (MBO): Erwerb durch leitende Angestellte.

  • Belegschaftsbeteiligung: Kollektive Beteiligung aller Mitarbeiter.

  • Genossenschaftsmodell: Erwerb über eine juristische Person mit demokratischer Stimmrechtsverteilung.

In der Praxis erfolgt die Beteiligung oft über eine neu gegründete Gesellschaft (z. B. GmbH oder eG), die die Anteile hält. Dieses Beteiligungsmodell bietet rechtliche Klarheit und reduziert Haftungsrisiken.


2. Finanzierung des Employee Buy-out

Die Finanzierung stellt den komplexesten Teil des Employee Buy-out dar. Mitarbeitende verfügen meist nur über begrenzte Eigenmittel, weshalb hybride Finanzierungsmodelle sinnvoll sind:

  • KfW- und Landesbankdarlehen zur Förderung der Unternehmensnachfolge.

  • Mezzanine-Finanzierungen zur Stärkung der Eigenkapitalquote.

  • Verkäuferdarlehen als Bestandteil des Kaufpreises.

  • Earn-out-Regelungen zur risikogerechten Kaufpreisverteilung.

Eine saubere Finanzierung erhöht die Transaktionssicherheit und ist Voraussetzung für Bankzusage und Due-Diligence-Prüfung.


3. Rechtliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte

Der Employee Buy-out unterliegt den allgemeinen Grundsätzen des M&A-Rechts. Wichtige Normen:

  • § 613a BGB: Betriebsübergang und Schutz der Arbeitnehmerrechte.

  • GmbHG §§ 15-19: Regelungen zur Anteilsübertragung.

  • GenG: Vorschriften für genossenschaftliche Strukturen.

Zudem müssen Mitbestimmungsrechte und Betriebsverfassungsregelungen beachtet werden. Ein rechtssicherer Gesellschaftsvertrag regelt:

  • Stimmrechtsverteilung und Entscheidungslogik.

  • Nachschusspflichten und Gewinnverteilung.

  • Exit-Regelungen und Nachfolge bei Ausscheiden.


4. Governance und Mitbestimmung

Die Integration der Mitarbeiter als Gesellschafter erfordert eine klare Governance-Struktur:

  • Beirat oder Aufsichtsrat mit Arbeitnehmervertretern.

  • Gesellschaftervereinbarung zur Definition von Rechten und Pflichten.

  • Transparente Informationspflichten zwischen Management und Belegschaft.

  • Compliance-Mechanismen zur Sicherstellung der Neutralität.

Eine geordnete Mitbestimmung schafft Vertrauen und verhindert Konflikte. Sie ist ein zentraler Erfolgsfaktor jeder Firmenübernahme durch Mitarbeiter.


5. Chancen und Risiken eines Employee Buy-out

Vorteile:

  • Sicherung der Unternehmensidentität und Arbeitsplätze.

  • Hohe Motivation und Identifikation der Mitarbeiter.

  • Geringes Risiko von Know-how-Verlust.

Risiken:

  • Komplexe Finanzierungsstruktur.

  • Mangelnde M&A-Erfahrung der Belegschaft.

  • Konflikte zwischen Arbeitnehmer- und Gesellschafterrolle.

Eine professionelle Begleitung durch M&A-Berater, Rechtsanwälte und Steuerexperten ist daher essenziell, um Bewertung, Verträge und Haftungsfragen rechtssicher zu gestalten.


6. EBO als nachhaltiges Nachfolgemodell

Der Employee Buy-out ist mehr als nur eine Geschäftsübernahme – er ist ein Zukunftsmodell der Unternehmensnachfolge. Besonders für inhabergeführte Mittelstandsunternehmen bietet der EBO:

  • Kontinuität durch interne Nachfolger.

  • Wahrung der Unternehmenskultur.

  • Langfristige Stabilität.

In Kombination mit steuerlich begünstigten Mitarbeiterbeteiligungen entsteht ein Nachfolgemodell, das Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung vereint.


Weiterführende Fachbeiträge

➡️ Firmennachfolge: Meilensteine & optimale Vorbereitung
➡️ Mitarbeiter als Nachfolger: Chancen und rechtliche Herausforderungen in der Unternehmensnachfolge
➡️ Hier finden Sie Ihr Unternehmen ➡️


Schlussbetrachtung

Der Employee Buy-out ist ein tragfähiger Weg der Unternehmensnachfolge, der wirtschaftliche Stabilität mit sozialer Verantwortung verbindet. Bei professioneller rechtlicher und finanzieller Strukturierung bietet er sowohl Unternehmern als auch Belegschaften eine langfristige Perspektive für nachhaltigen Unternehmenserfolg.


FAQ

Wie funktioniert ein Employee Buy-out (EBO)?
Beim EBO erwerben Mitarbeiter Anteile oder das gesamte Unternehmen, meist über eine Beteiligungsgesellschaft oder Genossenschaft.

Welche Finanzierung ist möglich?
KfW-Kredite, Mezzanine-Kapital, Verkäuferdarlehen und Earn-out-Komponenten sind übliche Optionen.

Welche Mitbestimmungsregeln gelten?
Mitbestimmung erfolgt nach BetrVG, GmbHG oder GenG, je nach Struktur und Beteiligungsmodell.

Welche Risiken bestehen?
Finanzierungsengpässe, interne Interessenkonflikte und komplexe Entscheidungsstrukturen.

Alle Artikel anzeigen