
Die Rahmenbedingungen für Unternehmensnachfolge und Geschäftsübernahme verändern sich 2025 spürbar. Steigende Zinsen, volatile Energiepreise und eine nach wie vor erhöhte Inflation beeinflussen Bewertungsmodelle, Finanzierungen und Transaktionsstrukturen. Käufer und Verkäufer müssen diese Makrotrends aktiv in ihre Strategien integrieren, um marktgerechte Preise und stabile Finanzierungen sicherzustellen.
1. Zinsentwicklung 2025: Rückkehr zur Normalität oder neue Belastung?
Die EZB hat 2024 mehrfach signalisiert, dass die Phase der extremen Zinserhöhungen zu Ende geht – dennoch bleibt das Zinsniveau deutlich über dem Vorkrisen-Niveau.
Für die Unternehmensnachfolge bedeutet das:
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Höhere Finanzierungskosten beeinflussen den Kaufpreis direkt, da Käufer geringere Kreditvolumina stemmen können.
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Multiplikatoren sinken tendenziell, insbesondere in zins-sensiblen Branchen wie Immobilien, Bau oder Maschinenbau.
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Earn-out-Modelle und Vendor Loans gewinnen an Bedeutung, um Finanzierungslücken zu überbrücken.
Rechtlich relevant bleibt die saubere Dokumentation von Kaufpreisbestandteilen, um spätere Anpassungen nach § 433 BGB oder steuerliche Konflikte zu vermeiden.
2. Energiepreise & Inflation: Einfluss auf Unternehmenswert und Due Diligence
Die anhaltend hohen Energiepreise wirken sich auf die EBITDA-Margen vieler mittelständischer Betriebe aus.
In der Due Diligence wird daher verstärkt auf Energiekostenstrukturen, Lieferverträge und langfristige Preisbindungen geachtet.
Auswirkungen auf die Bewertung:
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Unternehmen mit hoher Energieeffizienz erhalten bessere Multiples.
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Investitionen in eigene Energieversorgung (PV, BHKW) gelten als wertsteigernd.
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Schwankende Inputpreise führen zu höheren Risikozuschlägen in Discounted-Cash-Flow-Modellen.
Hier zahlt sich Transparenz aus: Verkäufer, die ihre Energiekostenanalyse dokumentieren, schaffen Vertrauen und stärken die Verhandlungsposition.
3. Deal-Multiples 2025: Branchenabhängige Entwicklung
Die Multiplikatoren in M&A-Transaktionen sind 2025 weiterhin differenziert:
Branche | Durchschnittlicher Multiple (EBITDA-Basis) | Tendenz |
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IT & Software | 6 – 8 × | stabil bis leicht steigend |
Maschinenbau | 4 – 6 × | leicht rückläufig |
Dienstleistungen | 5 – 7 × | stabil |
Handel & Konsumgüter | 3 – 5 × | schwankend |
Erneuerbare Energien | 7 – 9 × | stark steigend |
Die Ursache liegt in Finanzierungskosten, Marktrisiken und Kapitalrenditeanforderungen der Investoren.
Ein gutes Informationsmemorandum und eine klare Darstellung der Cash-Flow-Resilienz können die Multiples trotz Marktvolatilität stabilisieren.
4. Finanzierungsbedingungen: Banken & alternative Kapitalgeber
Banken agieren vorsichtiger: strengere Eigenkapitalanforderungen, höhere Zinsmargen und längere Prüfprozesse prägen 2025 die Kreditlandschaft.
Daher gewinnen alternative Modelle an Relevanz:
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Mezzanine-Finanzierungen als Hybridkapital zwischen Eigen- und Fremdkapital
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Private-Debt-Fonds für strukturierte Finanzierungen
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Beteiligungsgesellschaften (Family Offices, PE-Häuser) mit Langfristhorizont
Für Verkäufer bedeutet das: Ein klar definierter Finanzierungsplan des Käufers wird zum entscheidenden Due-Diligence-Kriterium.
5. Strukturtrends: Flexiblere Transaktionsmodelle
Angesichts makroökonomischer Unsicherheiten nehmen flexible Strukturen zu:
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Earn-outs, um künftige Performance in den Kaufpreis einzubeziehen
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Rollover-Beteiligungen, wenn Verkäufer Anteile behalten möchten
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Teil-Carve-outs, um profitable Segmente separat zu veräußern
Juristisch verlangt dies saubere Formulierungen im Kaufvertrag (§§ 311 ff. BGB) und klare Definitionen der Kaufpreisallokation.
6. Strategische Handlungsempfehlungen für Verkäufer
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Frühzeitig bewerten: Unternehmenswert regelmäßig durch externe Gutachter prüfen.
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Transparente Unterlagen: Energie- und Zinsrisiken dokumentieren (Due-Diligence-ready).
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Kaufpreisstruktur flexibel gestalten: Earn-outs und Verkäuferdarlehen prüfen.
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Alternative Käufergruppen: Internationale Investoren und Family Offices aktiv ansprechen.
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Steuerliche Planung: § 16 EStG-Gewinne optimieren, Haltefristen beachten.
Schluss
„Die Märkte 2025 verlangen Klarheit, Struktur und strategische Flexibilität. Wer seine Unternehmensnachfolge an die Zins-, Energie- und Bewertungsrealität anpasst, behält Gestaltungsspielraum – und verbindet Stabilität mit Zukunftsperspektive.“