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Unternehmensbewertung bei Geschäftsübernahme: Warum der „7x-Gewinn“ irreführend ist

Einleitung: Präzise Bewertung als Schlüssel erfolgreicher Transaktionen

Ob im Rahmen einer Geschäftsübernahme, Unternehmensnachfolge oder Firmenübernahme – die präzise Unternehmensbewertung ist ein zentraler Bestandteil jeder Transaktion. Pauschale Bewertungsansätze wie der „7-fache Gewinn“ verkennen jedoch die wirtschaftliche Realität. In M&A-Prozessen ist eine differenzierte Analyse auf Basis zukünftiger Cashflows und risikoadjustierter Kapitalisierungsansätze unerlässlich, um die Investition von Kapital rechtlich sowie wirtschaftlich fundiert zu rechtfertigen.


Der „7x-Gewinn“ – eine unzulässige Vereinfachung

Die Multiplikation des operativen Gewinns (EBIT oder Jahresüberschuss) mit einem festen Faktor – etwa dem Wert 7 – gilt als populäre Daumenregel in KMU-Kreisen. Aus Sicht der professionellen Unternehmensbewertung ist dies jedoch problematisch, denn:

  • Gewinn ist kein belastbarer Indikator für den Unternehmenswert, da er bilanzpolitisch stark variieren kann (z. B. durch Abschreibungsmethoden, Rückstellungen oder Aktivierungsentscheidungen).

  • Die Methode berücksichtigt weder das individuelle Geschäftsmodell, die Bonität, das Branchenrisiko noch die zukünftige Cashflow-Entwicklung.

  • Rechtlich betrachtet fehlt es an einer objektivierbaren Herleitung des Faktors – insbesondere bei Fremdkapitalaufnahme oder externen Beteiligungen ein kritisches Risiko.

Im Ergebnis führt die rein gewinnbasierte Bewertung häufig zu nicht marktkonformen Vorstellungen auf Käufer- oder Verkäuferseite.


Substanzielle Wertermittlung: Die Discounted-Cashflow-Methode

Die Discounted-Cashflow-Methode (DCF) ist der in der M&A-Praxis etablierte Bewertungsstandard. Sie basiert auf einer Kapitalwertmethode, bei der künftige freie Cashflows mit einem risikoangepassten Zinssatz (WACC) auf den Bewertungsstichtag abgezinst werden. Wesentliche Merkmale:

  • Zukunftsorientierung: Bewertet wird die Fähigkeit des Unternehmens, künftig Liquidität zu generieren.

  • Risikoadjustierung: Der Diskontierungszinssatz berücksichtigt unternehmensspezifische Risiken (z. B. Geschäftsmodell, Wettbewerb, Kapitalstruktur).

  • Trennung von operativem Geschäft und Investitionsbedarf: Nur der entnahmefähige Cashflow wird kapitalisiert – der operative Ertrag bleibt unberührt.

Die DCF-Methode wird häufig bei größeren Transaktionen, Private-Equity-Beteiligungen oder auch bei gerichtlichen Bewertungen (z. B. in Erbauseinandersetzungen) herangezogen.


Fundament der Bewertung: Vergangenheitsanalyse und Zukunftsprognose

Eine valide Bewertung beginnt mit der Analyse historischer Finanzkennzahlen – bereinigt um einmalige Effekte (z. B. Sondereinflüsse durch Restrukturierungen, Pandemien oder Wechselkursschwankungen). Juristisch bedeutsam ist dabei die Plausibilität der Planannahmen:

  • Umsatz- und Kostenplanung

  • Personal- und Investitionsstruktur

  • Markt- und Branchenentwicklung

  • Auswirkungen regulatorischer Rahmenbedingungen

Ebenso entscheidend ist die strategische Positionierung des Unternehmens im Marktumfeld. Dazu zählen:

  • Alleinstellungsmerkmale (USP)

  • Skalierungspotenziale

  • Kunden- und Lieferantenstruktur

  • Innovationsfähigkeit

  • Abhängigkeit von Schlüsselpersonen

Diese qualitative Bewertung bildet die Grundlage der Substanz- und Ertragswertanalyse im Rahmen einer Geschäftsübernahme.


Bewertung ohne Experten? Ein unternehmerisches Risiko

Die eigenständige Bewertung durch Käufer oder Verkäufer – etwa durch Anwendung beliebiger Multiplikatoren – birgt erhebliche juristische Risiken. Diese reichen von unrealistischen Kaufpreisvorstellungen bis hin zu Haftungsszenarien im Rahmen der Gewährleistungsrechte bei Unternehmenskäufen (§§ 433 ff. BGB). Aus M&A-Sicht empfiehlt sich:

  • die Einbindung eines transaktionserfahrenen Beraters (z. B. M&A-Anwalt, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer),

  • die Durchführung einer Vendor Due Diligence, um Informationsasymmetrien zu vermeiden,

  • und die strukturierte Dokumentation der Bewertungsgrundlagen (z. B. in einem Letter of Intent oder Term Sheet).

Gerade bei einer Unternehmensnachfolge, die oft mit emotionalen und familiären Komponenten verknüpft ist, schützt eine belastbare Bewertung beide Seiten.


Fazit: Der Unternehmenswert ist kein Schätzwert

Ein Unternehmen ist nicht der „Gewinn × 7“, sondern ein komplexes Konstrukt aus Substanz, Strategie, Marktposition und Zukunftspotenzial. Eine rechtlich einwandfreie, betriebswirtschaftlich fundierte und marktorientierte Unternehmensbewertung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Firmenübernahme oder Geschäftsübernahme. Wer vorschnell handelt, investiert blind – wer professionell bewertet, investiert nachhaltig.


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FAQ – Unternehmensbewertung bei Geschäftsübernahme

Was ist der Unterschied zwischen Gewinn und Cashflow?

Der Gewinn ist eine buchhalterische Größe, während der Cashflow den tatsächlichen Liquiditätsüberschuss abbildet. Letzterer ist entscheidend für die DCF-Bewertung.

Wann ist der 7x-Gewinn-Faktor zulässig?

Als grober Orientierungswert kann er genutzt werden, ist aber nicht rechtlich belastbar oder marktgerecht. Professionelle Bewertungen erfordern fundierte Verfahren wie DCF oder Multiplikatorenanalyse auf Branchenbasis.

Was ist der WACC?

Der Weighted Average Cost of Capital (WACC) ist die gewichtete durchschnittliche Kapitalkostenrate eines Unternehmens. Sie setzt sich aus Eigen- und Fremdkapitalkosten zusammen und spiegelt das Risiko wider.

Wer sollte die Bewertung durchführen?

Idealerweise erfahrene M&A-Berater, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer mit Expertise in Unternehmensverkäufen und Nachfolgelösungen.