Unternehmensbewertung im M&A-Prozess – Chancen, Risiken und aktuelle Trends

Einleitung

Die Unternehmensbewertung ist im Rahmen von M&A-Transaktionen ein entscheidender Faktor, da sie nicht nur die Basis für Kaufpreisverhandlungen bildet, sondern auch die rechtliche und wirtschaftliche Strukturierung beeinflusst. Verkäufer, die ihr Unternehmen verkaufen möchten, und Investoren, die eine Firmenübernahme oder Geschäftsübernahme anstreben, stehen vor der Herausforderung, ein faires, nachvollziehbares und rechtssicheres Bewertungsmodell zu etablieren. In Zeiten erhöhter Unsicherheit auf den Finanzmärkten und wachsender Anforderungen an den Kapitalbedarf kommt einer präzisen Bewertung noch größere Bedeutung zu.


Juristische und ökonomische Grundlagen der Unternehmensbewertung

Eine sachgerechte Unternehmensbewertung berücksichtigt nicht nur betriebswirtschaftliche Kennzahlen, sondern auch rechtliche Rahmenbedingungen. Folgende Verfahren sind in der M&A-Praxis anerkannt:

  • Ertragswertverfahren: Maßgeblich in Deutschland, da es auf zukünftige Erträge und den nachhaltigen Unternehmensgewinn abstellt.

  • Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF): International verbreitet; basiert auf der Prognose freier Cashflows und der Diskontierung mit den gewichteten Kapitalkosten (WACC).

  • Multiplikatorverfahren: Praxisorientiert, da es Marktpreise vergleichbarer Transaktionen nutzt. Besonders bei KMU und Branchen mit standardisierten Kennzahlen beliebt.

  • Substanzwertverfahren: Juristisch relevant bei kapitalintensiven Unternehmen, in denen Vermögenswerte den Wert dominieren.

➡️ Weiterführend: Unternehmensbewertung – Ein Leitfaden für Unternehmer

 

Chancen einer Unternehmensbewertung

Eine fundierte Unternehmensbewertung eröffnet für beide Parteien erhebliche Chancen:

  • Für Verkäufer:

    • Optimierung des Kaufpreises beim Unternehmen verkaufen

    • Stärkung der Verhandlungsposition bei einer Firmenübernahme

    • Erhöhung der Rechtssicherheit im Kaufvertrag

  • Für Käufer:

    • Klare Einschätzung des Kapitalbedarfs

    • Absicherung der Finanzierung einer Geschäftsübernahme

    • Verringerung von Informationsasymmetrien im Due-Diligence-Prozess


Risiken einer Unternehmensbewertung

Trotz ihrer Bedeutung birgt die Unternehmensbewertung auch Gefahren:

  • Überbewertung: Verkäufer setzen überzogene Preisvorstellungen an und gefährden den Transaktionsabschluss.

  • Unterbewertung: Käufer nutzen Bewertungsunsicherheiten, was zu erheblichen Vermögenseinbußen für Verkäufer führen kann.

  • Juristische Risiken: Streitigkeiten über Bewertungsgrundlagen können zu langwierigen Post-M&A-Konflikten führen.

  • Marktvolatilität: Zinspolitik, Inflation und Branchenzyklen wirken unmittelbar auf Bewertungsmodelle.

➡️ Vertiefend: Wie bestimme ich den Wert meines Unternehmens?

 

Aktuelle Trends in der Unternehmensbewertung

Die moderne M&A-Praxis zeigt mehrere richtungsweisende Entwicklungen:

  • ESG-Kriterien gewinnen an Bedeutung und fließen zunehmend in Bewertungsmodelle ein.

  • Szenario-Analysen sind unverzichtbar, um Unsicherheiten (z. B. Energiepreise, geopolitische Risiken) abzubilden.

  • Earn-Out-Modelle dienen als Brücke zwischen Käufer und Verkäufer, wenn Bewertungsdifferenzen bestehen.

  • Branchenmultiplikatoren differenzieren stärker nach Sektoren (z. B. IT, Medizintechnik, Mittelstand).


Fragen 

Wie berechnet man den Unternehmenswert?

Die Berechnung des Unternehmenswertes erfolgt in der Praxis überwiegend durch das Ertragswert- oder DCF-Verfahren. Beide Methoden stellen die künftigen Erträge in den Vordergrund und sind bei einer Firmenübernahme juristisch anerkannt.

Welche Methoden sind sinnvoll?

Bei kapitalintensiven Unternehmen ist das Substanzwertverfahren geeignet, während innovative Branchen stärker von Multiplikatorverfahren profitieren. Verkäufer, die ihre Geschäftsübernahme erfolgreich gestalten wollen, sollten stets mehrere Bewertungsmodelle kombinieren.


Schlussbetrachtung

Die Unternehmensbewertung bildet das Fundament jeder erfolgreichen M&A-Transaktion. Wer sein Unternehmen verkaufen möchte oder eine Firmenübernahme plant, muss Chancen, Risiken und Trends kennen. Nur durch den Einsatz anerkannter Bewertungsverfahren, ergänzt durch juristische Präzision, lassen sich Streitigkeiten vermeiden und nachhaltige Transaktionserfolge sichern.

Alle Artikel anzeigen