
Einleitung
Den Unternehmenswert berechnen zu können, ist die Grundlage jeder professionellen Unternehmensbewertung. Neben ertragsorientierten Verfahren wie dem Ertragswertverfahren oder der DCF-Methode wird in der M&A-Praxis häufig das Substanzwertverfahren herangezogen. Besonders bei einem Betrieb zu verkaufen oder beim Unternehmen verkaufen dient es als objektive Bewertungsbasis. Dieser Beitrag erläutert die Funktionsweise, die juristischen und steuerlichen Implikationen sowie die Vor- und Nachteile im Kontext einer Firmenübernahme oder Geschäftsübernahme.
Funktionsweise des Substanzwertverfahrens
Das Substanzwertverfahren bewertet die vorhandene Vermögenssubstanz eines Unternehmens.
➡️ Aktiva: Immobilien, Maschinen, Vorräte, Patente und Lizenzen werden zum Wiederbeschaffungswert angesetzt.
➡️ Passiva: Verbindlichkeiten, Rückstellungen und Kredite werden abgezogen.
➡️ Formel: Substanzwert = Vermögenswerte – Schulden.
In der Praxis eignet sich das Verfahren besonders für kapitalintensive Unternehmen, etwa in der Industrie oder Immobilienwirtschaft.
Vorteile des Substanzwertverfahrens
Das Verfahren hat in bestimmten M&A-Situationen klare Stärken:
➡️ Objektive Grundlage – leicht nachvollziehbare Bewertung von Sachwerten.
➡️ Kaufpreisuntergrenze – Käufer zahlen in der Regel nicht mehr, als die Vermögenssubstanz wert ist.
➡️ Argumentationsbasis – in Verhandlungen über eine Firmenübernahme liefert der Substanzwert eine transparente Kennzahl.
Nachteile und Grenzen
Trotz seiner Vorteile ist das Substanzwertverfahren allein oft nicht ausreichend:
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Fehlende Ertragsorientierung: Die zukünftige Ertragskraft bleibt unberücksichtigt – entscheidend beim Unternehmen verkaufen.
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Ignorierte immaterielle Werte: Markenimage, Kundenstamm oder Mitarbeiterkompetenzen fließen kaum ein.
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Statischer Charakter: Chancen aus Innovation, Wachstum und Marktpositionierung bleiben unberücksichtigt.
Daher wird das Substanzwertverfahren meist ergänzend zu dynamischen Bewertungsmethoden wie DCF oder Ertragswertverfahren eingesetzt.
Strategische Bedeutung im M&A-Prozess
In Verhandlungen über den Kaufpreis dient der Substanzwert als Mindestwert, auf den sich Käufer und Verkäufer beziehen können. Eine seriöse Unternehmensbewertung kombiniert ihn jedoch mit ertragsorientierten Methoden, um ein realistisches Bild zu schaffen.
Weiterführende Beiträge:
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Unternehmenswert berechnen – Grundlagen, Verfahren und strategische Verhandlungsführung
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Unternehmenswert berechnen: Methoden und juristische Grundlagen im M&A-Prozess
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FAQ zum Substanzwertverfahren
Wie funktioniert das Substanzwertverfahren?
Es bewertet die Vermögenswerte eines Unternehmens und zieht die bestehenden Schulden ab, um den Substanzwert zu ermitteln.
Wann wird das Substanzwertverfahren eingesetzt?
Hauptsächlich bei kapitalintensiven Branchen oder als Untergrenze in Kaufpreisverhandlungen beim Betrieb zu verkaufen.
Welche Rolle spielt es im M&A-Prozess?
Es ergänzt ertragsorientierte Verfahren und schafft Sicherheit für Käufer und Verkäufer.
Rechtlich-strategische Schlussbetrachtung
Das Substanzwertverfahren ist ein anerkanntes Bewertungsinstrument, das Käufern wie Verkäufern Transparenz bietet. Für Unternehmer, die ihre Firma verkaufen oder eine Firmenübernahme anstreben, stellt es eine wertvolle Grundlage dar, ersetzt jedoch nicht die umfassende Unternehmensbewertung. Nur in Verbindung mit dynamischen Verfahren lassen sich faire und rechtssichere Kaufpreise im Rahmen einer Geschäftsübernahme erzielen.