Die multiples unternehmensbewertung ist ein zentrales Verfahren, um den Unternehmenswert praxisnah und marktorientiert zu bestimmen.
Gerade im Mittelstand hilft sie, Kauf- und Verkaufspreise realistisch zu kalkulieren und Überbewertungen zu vermeiden.
Im Unterschied zu theoretischen Modellen basiert diese Methode auf realen Markttransaktionen – sie zeigt, was Käufer tatsächlich bereit sind zu zahlen.
Was bedeutet Multiple?
Der Begriff Multiple bezeichnet den Bewertungsmultiplikator, mit dem Kennzahlen wie EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) oder EBITDA multipliziert werden, um den Unternehmenswert zu berechnen.
Formel: Unternehmenswert = EBIT × Multiple
Der Multiple leitet sich aus vergleichbaren Verkäufen derselben Branche ab. Je nach Größe, Risiko und Wachstumspotenzial kann der Wert stark variieren.
So erzielt ein innovatives Softwareunternehmen häufig einen Multiple von 10 oder mehr, während ein Handwerksbetrieb eher bei 4–5 liegt.
➡️ Unternehmensbewertung DCF & Multiplikator – einfach erklärt
Welche Faktoren bestimmen den Multiple?
Die Höhe des Multiples hängt von mehreren unternehmens- und marktbezogenen Parametern ab:
• Branche: Je dynamischer und wachstumsstärker, desto höher der Multiple.
• EBIT-Stabilität: Schwankende Erträge führen zu Abschlägen.
• Kapitalbedarf: Hohe Investitionskosten reduzieren den Multiple.
• Marktstellung: Starke Marken und Kundenbindungen erhöhen ihn.
• Rechtsform & Struktur: Eine GmbH mit klarer Nachfolgeplanung erzielt höhere Werte.
Auch externe Faktoren wie Zinsniveau, Inflation und Investorenstimmung wirken sich auf Multiples aus.
Wie erkenne ich eine Überbewertung?
Eine der größten Herausforderungen der multiples unternehmensbewertung besteht darin, unrealistische Vergleichswerte zu vermeiden.
Überbewertung entsteht oft, wenn Verkäufer Branchen-Multiples unreflektiert übernehmen, ohne individuelle Risiken zu berücksichtigen.
Ein realistischer Wert ergibt sich erst nach:
-
EBIT-Bereinigung (Eliminierung von Einmaleffekten)
-
Berücksichtigung von Fremdkapital
-
Analyse der Zukunftserträge
-
Anpassung an Unternehmensgröße und Marktposition
Eine qualifizierte Unternehmensbewertung kombiniert daher stets mehrere Verfahren, um ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen.
➡️ Welche Unternehmensbewertung ist die richtige für mein Geschäftsmodell?
Wie nutze ich Vergleichswerte richtig?
Vergleichswerte (Comparables) bilden die Basis für eine valide Multiple-Analyse.
Wichtig ist, dass diese Daten aus vergleichbaren Unternehmen stammen – gleicher Sektor, ähnliche Größe, gleiche Ertragskraft.
Professionelle M&A-Berater greifen dabei auf spezialisierte Datenbanken wie Mergermarket oder Bureau van Dijk zurück.
Für den Mittelstand genügt es häufig, auf regionale Transaktionsdaten, Branchenreports oder IHK-Auswertungen zurückzugreifen.
So können Verkäufer den fairen Preis auf Basis realistischer Marktdaten bestimmen.
Welche Fehler passieren häufig?
Typische Fehler bei der multiples unternehmensbewertung sind:
❌ Falsche Referenzwerte – unpassende Vergleichsunternehmen.
❌ Nicht bereinigtes EBIT – Verzerrung durch einmalige Effekte.
❌ Ignorieren von Kapitalstrukturen – Verwechslung von Equity- und Enterprise-Value.
❌ Fehlende Marktkenntnis – Branchentrends nicht berücksichtigt.
❌ Kein Abgleich mit DCF-Ergebnis – fehlende Plausibilisierung.
Ein erfahrener Gutachter oder M&A-Berater kann diese Fehler frühzeitig erkennen und korrigieren.
Wann ist ein Gutachter nötig?
Ein Gutachter ist dann sinnvoll, wenn:
-
Verkäufer und Käufer unterschiedliche Preisvorstellungen haben,
-
steuerliche oder rechtliche Bewertungen erforderlich sind,
-
die Nachfolge durch Management-Buy-In oder Management-Buy-Out erfolgt,
-
Banken oder Investoren eine neutrale Einschätzung verlangen.
Der Gutachter nutzt häufig mehrere Verfahren – etwa DCF, Substanzwert und Multiplikatoren – um einen objektiv nachvollziehbaren Unternehmenswert zu bestimmen.
➡️ Unternehmensbewertung auf höchstem Niveau: Verfahren, Fachbegriffe & Praxisanwendung
Schlussbetrachtung: Multiples als Wegweiser zum realen Marktwert
Die multiples unternehmensbewertung bietet eine effiziente Möglichkeit, den Unternehmenswert aus Marktsicht zu bestimmen.
Sie ersetzt keine umfassende Finanzanalyse, liefert aber wertvolle Indikationen für Verkäufer, Investoren und Nachfolger.
Wer Multiples richtig interpretiert, vermeidet Fehlbewertungen und erzielt im Unternehmensverkauf den fairen Preis, den der Markt tatsächlich trägt.
Autorenbox (E-E-A-T)
Verfasst von Jürgen Penno, Dipl. Betriebsw. (FH) – Redaktion firmenzukaufen.de
Jürgen Penno ist Experte für Unternehmensnachfolge und M&A-Kommunikation.
Seit 2006 begleitet er Unternehmer und Investoren bei Kauf- und Verkaufsprozessen über firmenzukaufen.de.
Fachliche Kompetenz:
-
Langjährige Erfahrung in Unternehmensbewertung und Firmenverkauf
-
Spezialist für M&A-Prozesse, Multiplikatoren und Nachfolgestrategien
-
Redaktionelle Verantwortung für über 200 Fachbeiträge
FAQ zur multiples unternehmensbewertung
Was bedeutet Multiple?
Der Multiple ist der Faktor, mit dem der EBIT multipliziert wird, um den Unternehmenswert zu bestimmen.
Welche Faktoren bestimmen ihn?
Branche, Ertragskraft, Wachstumspotenzial, Risiko und Kapitalbedarf.
Wie erkenne ich Überbewertung?
Wenn Multiples unreflektiert übernommen werden, ohne EBIT-Bereinigung und Marktanalyse.
Wie nutze ich Vergleichswerte?
Nur Werte ähnlicher Unternehmen heranziehen; idealerweise ergänzt durch Gutachterdaten.
Welche Fehler passieren häufig?
Falsche Referenzen, nicht bereinigte Kennzahlen, fehlende Plausibilisierung durch DCF-Verfahren.
Wann ist ein Gutachter nötig?
Bei Nachfolgeregelungen, Konflikten zwischen Käufer und Verkäufer oder steuerlichen Bewertungen.