Einleitung
Wer ein Unternehmen verkaufen möchte, stößt zwangsläufig auf die Frage, wie sich der endgültige Kaufpreis zusammensetzt. Neben der klassischen Unternehmensbewertung durch Substanz- oder Ertragswertverfahren gewinnt der sogenannte Goodwill immer mehr an Bedeutung. Dieser immaterielle Firmenwert bildet nicht nur das Vertrauen in bestehende Kundenbindungen, Markenstärke und Marktstellung ab, sondern entscheidet auch über die Spielräume in der Geschäftsübernahme. Verkäufer, die ihre immateriellen Werte kennen und professionell dokumentieren, sichern sich einen entscheidenden Vorteil im M&A-Prozess.
Goodwill im Überblick
Der Goodwill beschreibt den immateriellen Mehrwert, der über den bilanzierten Vermögenswert hinausgeht. Typische Bestandteile sind:
-
Kundenstamm und langfristige Geschäftsbeziehungen
-
Reputation und Marktstellung
-
Know-how und qualifizierte Mitarbeiter
-
geistiges Eigentum, Markenrechte oder Patente
Ein Käufer zahlt diesen Aufschlag, wenn er sich von der Firmenübernahme nachhaltige Erträge verspricht, die über den Substanzwert hinausgehen.
Berechnung des Goodwill
Der Goodwill wird in der Regel als Differenz zwischen Kaufpreis und Substanzwert ermittelt.
-
Positiver Goodwill: Kaufpreis > Substanzwert → Hinweis auf hohe Ertragskraft.
-
Negativer Goodwill (Badwill): Kaufpreis < Substanzwert → Indiz für Risiken oder Restrukturierungsbedarf.
In der Praxis werden hierfür oft das Ertragswertverfahren oder die Discounted Cashflow-Methode (DCF) genutzt, die zukünftige Cashflows und Renditeerwartungen einbeziehen.
Juristische Absicherung des Goodwill im Kaufvertrag
Da der Goodwill stark von immateriellen Faktoren abhängt, spielt die rechtliche Absicherung im Unternehmenskaufvertrag eine zentrale Rolle. Typische Klauseln sind:
-
Garantien zur Bestandsdauer wichtiger Verträge
-
Wettbewerbsklauseln zur Verhinderung von Parallelgeschäften
-
Kundenschutzvereinbarungen
-
Schutz des geistigen Eigentums
So wird verhindert, dass der Käufer nach der Transaktion den gezahlten Goodwill durch Abwanderung von Kunden oder Mitarbeiterfluktuation verliert.
Goodwill in der Kaufpreisverhandlung
Für Verkäufer ist der Goodwill oft der größte Hebel in der Kaufpreisfindung. Erfolgsfaktoren sind:
-
Transparente Dokumentation immaterieller Werte
-
Darstellung von Marktanteilen und Wettbewerbsvorteilen
-
Juristisch fundierte Argumentation mit Unterstützung von M&A-Beratern
Käufer prüfen im Rahmen der Due Diligence, ob der geforderte Goodwill gerechtfertigt ist.
Bedeutung für KMU
Gerade bei KMU ist der Goodwill oft entscheidend, weil dort persönliche Kundenbindung, lokaler Ruf und Spezialisierungen zentrale Werttreiber sind. Wer den Betrieb zu verkaufen plant, sollte diesen Mehrwert rechtzeitig herausarbeiten und absichern.
➡️ Weiterführend lesen:
-
Unternehmensbewertung bei KMU-Transaktionen: Erfolgsfaktor für eine gelungene Firmenübernahme
-
Unternehmensbewertung in der Nachfolge: Nachhaltige Maßnahmen als Erfolgsfaktor
Schlussbetrachtung
Der Goodwill ist kein abstraktes Konstrukt, sondern ein entscheidender Wertfaktor, der bei jeder Firmenübernahme berücksichtigt werden muss. Wer seine immateriellen Vermögenswerte rechtzeitig dokumentiert, kann den Verhandlungsspielraum erweitern und den finalen Kaufpreis positiv beeinflussen. Verkäufer sollten daher frühzeitig M&A-Berater und Juristen einbinden, um Chancen und Risiken optimal auszubalancieren.