
Working Capital Management im M&A-Prozess: Optimierungsstrategien, Risiken und Auswirkungen auf die Unternehmensbewertung
Einleitung: Bedeutung des Working Capital in Zeiten von Unsicherheit
Im Rahmen einer Unternehmensnachfolge, Firmenübernahme oder strategischen Investition von Kapital stellt das Working Capital Management einen zentralen Faktor für die finanzielle Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens dar. Gerade in krisengeprägten Zeiten verändert sich die Gewichtung betriebswirtschaftlicher Kennzahlen: Liquiditätssicherung wird zum Primärziel, klassische Optimierungsansätze müssen gegen Risikominimierung abgewogen werden.
In diesem Beitrag beleuchten wir das Working Capital Management aus der Perspektive von Unternehmensbewertungen, der Kaufpreisfindung sowie der Rolle im Rahmen einer geplanten Geschäftsübernahme.
Grundlagen: Was umfasst das Working Capital Management?
Das Working Capital beschreibt die Differenz zwischen kurzfristigem Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens. Ein effizientes Working Capital Management optimiert diese Kennzahl mit dem Ziel:
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gebundene Liquidität freizusetzen,
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den Kapitalbedarf zu senken,
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den Cash Conversion Cycle zu verkürzen,
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Risiken aus Zahlungsausfällen zu minimieren,
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die Profitabilität und Unternehmensbewertung zu verbessern.
Typische Stellschrauben sind die Reduktion von Lagerbeständen, die Optimierung von Forderungs- und Verbindlichkeitenlaufzeiten sowie standardisierte Lieferprozesse.
Ganzheitlicher Optimierungsansatz und Wertsteigerung
Ein effektives Working Capital Management kann die Performance eines Unternehmens um 5–10 % des Jahresumsatzes verbessern. Die Analyse sollte jährlich und quartalsweise erfolgen, jeweils absolut und in Relation zum Umsatz. Branchenübliche Zielwerte existieren kaum; Peer-Group-Vergleiche schaffen Transparenz.
Priorisierung von Optimierungsmaßnahmen
Nach Identifikation der Potenziale erfolgt eine Klassifizierung anhand von Wertbeitrag und Umsetzbarkeit. Daraus ergibt sich eine Maßnahmenhierarchie, die Wechselwirkungen zwischen den Bereichen (z. B. Einkauf, Logistik, Vertrieb) berücksichtigen muss. Denn: Nicht jede Einzeloptimierung resultiert in einem besseren Gesamtergebnis – Wechselwirkungen müssen ganzheitlich analysiert werden.
Krisenbedingte Veränderungen und strategische Trade-Offs
Die Optimierung des Working Capital erfolgt nicht mehr losgelöst, sondern eingebettet in strategische Risikobetrachtungen. Krisenbedingte Lieferengpässe, Produktionsstopps oder Standortabhängigkeiten erfordern eine neue Balance zwischen Effizienz und Resilienz:
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Aufbau größerer Lagerbestände
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Diversifizierung von Lieferanten
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Erhöhung von Sicherheitsbeständen
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längere Beschaffungszeiten
Diese Maßnahmen verschlechtern kurzfristig die Working Capital Kennzahlen, erhöhen jedoch die operative Robustheit.
Lieferkettensicherheit statt reiner Lageroptimierung
Wenn z. B. der Hauptlieferant nicht liefern kann, ist die Liquidität allein kein Garant für die Produktionsfähigkeit. Der Fokus verlagert sich auf die Sicherstellung der Lieferfähigkeit essenzieller Komponenten – auch wenn dies die Working Capital-Quote erhöht.
Auswirkungen auf die Unternehmensbewertung und den Transaktionsprozess
Im Rahmen eines M&A-Prozesses, sei es zur Firma verkaufen oder zum Unternehmen kaufen, spielt das Working Capital eine entscheidende Rolle für:
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die Berechnung des Kaufpreises (Working Capital Zielgröße)
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die Kaufpreisstruktur (z. B. Earn-Out- oder Anpassungsklauseln)
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die Gestaltung der Überleitungsrechnung im Unternehmenskaufvertrag
Ein zu hoch angesetztes Working Capital kann den Kaufpreis über Gebühr belasten, ein zu niedriges kann Liquiditätsengpässe für den Erwerber bedeuten.
Bedeutung für Käufer und Verkäufer
Für Verkäufer bedeutet ein effizient gemanagtes Working Capital eine wertsteigernde Position. Für Käufer ist es ein zentraler Indikator für Liquiditätsrisiken, Planbarkeit und operative Exzellenz.
Fazit: Balance aus Effizienz und Resilienz ist entscheidend
In einer volatilen Wirtschaftswelt kann Working Capital Management nicht allein unter dem Aspekt der Effizienz betrachtet werden. Stattdessen rückt die strategische Sicherung von Lieferfähigkeit und Wertschöpfung in den Vordergrund. Für M&A-Transaktionen ist es daher essenziell, das Working Capital realistisch zu bewerten und entsprechende Regelungen im Kaufvertrag abzubilden.
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FAQ: Working Capital Management in der Unternehmensnachfolge
Welche Rolle spielt das Working Capital bei der Unternehmensbewertung?
Eine zentrale Rolle. Es beeinflusst unmittelbar den Kaufpreis und zeigt die operative Effizienz des Unternehmens.
Warum kann ein niedriges Working Capital auch Risiken bergen?
Ein zu knappes Working Capital kann Liquiditätsengpässe verursachen, insbesondere bei Krisen oder Lieferengpässen.
Sollte das Working Capital im Kaufvertrag geregelt werden?
Ja, idealerweise durch Zielwerte, Anpassungsklauseln und Überleitungsrechnungen.
Wie verändert sich das Working Capital in Krisenzeiten?
Die Strategie verlagert sich zugunsten von Resilienz. Vorratsbestände und Sicherheitsmargen steigen.
Wer hilft bei der Analyse des Working Capital?
M&A-Berater, Steuerberater und Finanzexperten unterstützen bei der Bewertung und Kaufvertragsgestaltung.