Einleitung
Wer ein IT Unternehmen kaufen, eine Geschäftsübernahme planen oder eine Unternehmensnachfolge strukturieren möchte, benötigt einen klaren Überblick über die besten Quellen für IT-Unternehmensangebote. Gleichzeitig müssen Bewertung, Finanzierung und rechtliche Struktur stimmen.
Ein vertiefender Fachbeitrag hierzu ist:
IT-Unternehmen kaufen – Technologie prüfen, Kunden sichern, IP schützen
1. Wo findet man IT Unternehmen? – Börsen, Netzwerke und Off-Market
1.1 Unternehmensbörsen – der schnellste Zugang zum Markt
Um öffentlich inserierte IT Unternehmen zu finden, eignen sich vor allem professionelle Firmenbörsen. Die wichtigste Plattform ist:
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https://www.firmenzukaufen.de Vorteil: schneller Überblick über Unternehmen, die aktiv Firmen verkaufen möchten.
Nachteil: höhere Konkurrenz und mehr Sichtbarkeit des Verkaufsprozesses.
1.2 Fachnetzwerke – die effizientere Quelle für ernsthafte Käufer
Über M&A-Berater, Steuerexperten, Wirtschaftsprüfer und Technology-Communities entstehen strukturierte Angebote. Wer aktiv Firmen kaufen oder ein Management-Buy-In umsetzen will, profitiert von:
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vorqualifizierten Mandaten
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vorbereiteten Unterlagen
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professioneller Prozessführung
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geringerer Bieter-Konkurrenz
1.3 Off-Market – absolut entscheidend bei IT-Unternehmen
Der Großteil hochwertiger IT-Deals findet Off-Market statt, weil:
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Quellcode und IP besonders sensibel sind
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Kundenbeziehungen nicht verunsichert werden sollen
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Schlüsselmitarbeiter nicht abwandern sollen
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Wettbewerber möglichst nichts vom Verkaufsprozess erfahren sollen
Für strategische Käufer und Investoren ist Off-Market der erfolgversprechendste Weg zu attraktiven IT Unternehmen.
2. Unterlagen: Was Sie benötigen, um ein IT Unternehmen erfolgreich zu kaufen
2.1 Käuferunterlagen (Buy-Side)
Wer ein IT Unternehmen übernehmen möchte, sollte folgende Unterlagen vorbereiten:
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Kapitalrahmen / Finanzierungsstruktur
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Investoren- oder Unternehmensprofil (Strategie, Branchenfokus, Dealgröße)
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NDA (Geheimhaltungsvereinbarung)
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klare Kaufkriterien (Umsatz, EBIT, ARR, Technologie, Teamgröße)
2.2 Verkäuferunterlagen (Sell-Side)
Essenzielle Dokumente auf Verkäuferseite:
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Jahresabschlüsse der letzten 3–5 Jahre
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Kundenlisten und Umsatzstruktur (SaaS, Projektgeschäft, Managed Services)
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Mitarbeiterstruktur (Schlüsselentwickler, Senior-Positionen, Fluktuation)
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IP-Dokumentation, Lizenzstatus, Rechte am Quellcode
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Hosting-, Infrastruktur- und Architekturübersicht
Vertiefende technische und operative Aspekte zur Übernahme einer Softwarefirma finden sich im Fachartikel:
Softwarefirma übernehmen
3. IT Unternehmen bewerten – DCF, Ertragswert, Multiplikator
3.1 DCF-Methode (Discounted Cashflow)
Die DCF-Methode eignet sich besonders für skalierbare Geschäftsmodelle mit wiederkehrenden Umsätzen (z. B. SaaS):
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Fokus auf zukünftige Cashflows
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Berücksichtigung von Wachstum und Margen
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sehr präzise – aber planungsintensiv
3.2 Ertragswertverfahren
Klassiker der Unternehmensbewertung, häufig von Banken und Gutachtern genutzt, insbesondere für:
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etablierte IT-Dienstleister
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Unternehmen mit stabiler, nicht extrem wachstumsorientierter Ertragslage
3.3 Multiplikatorverfahren – in der IT-Praxis besonders relevant
Typische Umsatz-Multiples (vereinfachte Marktorientierung):
| IT-Segment | Multiples (Umsatz) |
|---|---|
| SaaS | ca. 3,0x – 8,0x |
| IT-Security | ca. 1,5x – 4,0x |
| Managed Services | ca. 1,2x – 3,0x |
| IT-Consulting | ca. 0,6x – 1,5x |
Multiples werden stark beeinflusst durch:
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Anteil wiederkehrender Umsätze
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Kundenbindung & Churn
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Abhängigkeit von Schlüsselpersonen
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technologische Einzigartigkeit
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Skalierbarkeit des Geschäftsmodells
Eine vertiefte Betrachtung von Technologie, Kundenstruktur und IP bei der Bewertung bietet der Fachbeitrag:
IT-Unternehmen kaufen – Strategischer Leitfaden für Technologie, Kunden und geistiges Eigentum
4. Finanzierung eines IT Unternehmens – Fördermittel, Banken, Eigenkapital
4.1 Fördermittel
Für die Übernahme eines IT Unternehmens kommen häufig in Frage:
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KfW-Unternehmerkredit
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ERP-Gründerkredit
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Förderprogramme der Landesbanken (z. B. NRW.BANK, LfA, IFB)
Diese Programme können Zinsvorteile, Haftungsfreistellungen oder Bürgschaften enthalten und so den Firmen kauf deutlich erleichtern.
4.2 Bankfinanzierung
Banken bewerten IT-Unternehmen vorrangig nach:
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Stabilität der Umsätze (insbesondere wiederkehrende Erlöse / ARR)
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Kundenstruktur (keine extreme Klumpenrisiken)
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Qualifikation und Stabilität des Managements / Entwicklerteams
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Rechtsklarheit bei IP, Lizenzen und Verträgen
4.3 Eigenkapitalquote
Typische Range bei IT-Unternehmenskäufen:
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10–30 %: klassische Bankfinanzierung mit Fördermitteln
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30–50 %: insbesondere bei Management-Buy-In (MBI)
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0–10 %: bei starker Einbindung von Verkäuferdarlehen, Earn-Outs oder Kaufpreisen in Tranchen
5. Nachfolge in IT-Unternehmen – Modelle, Risiken, Vertragsstruktur
5.1 Nachfolgemodelle
In der Praxis relevant sind vor allem:
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Share Deal (Erwerb von Geschäftsanteilen)
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Asset Deal (selten in der IT, wegen IP-/Personalthemen komplexer)
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Management-Buy-Out (MBO)
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Management-Buy-In (MBI)
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Earn-Out-Strukturen zur Bindung des bisherigen Eigentümers und Schlüsselpersonen
5.2 Personalrisiken in IT-Unternehmen
Kritische Punkte bei Übernahme von IT-Unternehmen:
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Abhängigkeit von einzelnen Senior-Entwicklern
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Risiko von Weggang nach Closing
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stark projektbasierte Mannschaft
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hoher Anteil externer Freelancer
5.3 Juristische Absicherung im Unternehmenskaufvertrag
Über den Unternehmenskaufvertrag (Share- oder Asset-Deal) können u. a. geregelt werden:
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IP-Garantien (Quellcode-Eigentum, Lizenzketten, Rechteübertragungen)
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Wettbewerbsverbote für Verkäufer
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Change-of-Control-Regelungen in Kundenverträgen
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Regelungen zu Mitarbeiterübergang und Boni / Retention
Einen vertieften Überblick über Chancen, Risiken und juristische Grundlagen bietet:
Geschäftsübernahme rechtssicher gestalten – Chancen, Risiken und juristische Grundlagen
Fazit
Wer ein IT Unternehmen kaufen, eine Geschäftsübernahme durchführen oder eine Unternehmensnachfolge im IT-Bereich gestalten möchte, sollte:
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Off-Market-Zugänge und spezialisierte Netzwerke nutzen
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Unterlagen und Prozesse professionell strukturieren
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die Bewertung (Ertragswert, DCF, Multiples) kaufmännisch nachvollziehbar aufsetzen
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rechtliche Themen (IP, Verträge, Personal, Datenschutz) frühzeitig klären
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Finanzierung, Fördermittel und Eigenkapital gezielt kombinieren
So entsteht ein tragfähiger, rechtlich abgesicherter und wirtschaftlich sinnvoller Erwerb eines IT Unternehmens.
Quellennachweis – juristische Grundlagen & fachliche Orientierung
Die im Beitrag dargestellten rechtlichen und strukturellen Hinweise orientieren sich insbesondere an:
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Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) – Vertragsrecht, insbesondere §§ 145–157 (Vertragsschluss), §§ 311 ff. (Schuldverhältnisse durch Rechtsgeschäft) und § 613a BGB (Betriebsübergang, Personalübernahme).
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Handelsgesetzbuch (HGB) – Kaufmännische Buchführung und Aufbewahrungspflichten, insbesondere §§ 238–257 HGB.
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Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHG) – Regelungen zu Geschäftsanteilen, Abtretung und Gesellschafterrechten (z. B. §§ 15, 46, 47 GmbHG).
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Umwandlungsgesetz (UmwG) – Strukturierungsmöglichkeiten bei Verschmelzungen, Spaltungen und Umwandlungen im Rahmen von M&A-Transaktionen.
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Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) – insbesondere §§ 35 ff. GWB zur Fusionskontrolle und Anmeldepflichten bei bestimmten Transaktionsgrößen.
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Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) – Anforderungen an den Umgang mit personenbezogenen Daten in Due-Diligence-Prozessen und beim Übergang von Kunden- und Mitarbeiterdaten.
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Urheberrechtsgesetz (UrhG) – Schutz und Übertragung von Software und Quellcode, insbesondere §§ 69a ff. UrhG.
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Öffentlich zugängliche Informationen von Förderbanken (z. B. KfW, ERP-Programme, Landesförderinstitute) zu Unternehmenskauf- und Nachfolgefinanzierungen.
Hinweis zu rechtlichen Inhalten
Die in diesem Beitrag enthaltenen juristischen Informationen stellen keine Rechtsberatung dar.
Sie ersetzen nicht die Prüfung eines Einzelfalls durch einen qualifizierten Rechtsanwalt oder Steuerberater.
Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder rechtliche Verbindlichkeit.
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Verfasst von Jürgen Penno, Dipl. Betriebsw. (FH) – Redaktion firmenzukaufen.de
Jürgen Penno ist Experte für Unternehmensnachfolge und M&A-Kommunikation. Seit 2006 begleitet er Unternehmer und Investoren bei Firmenübernahme, Unternehmensbewertung, Kapitalbedarf und Geschäftsübernahme über firmenzukaufen.de.
Fachliche Kompetenz: Langjährige Erfahrung in Firmenbeteiligungen, Strukturierung von Unternehmenskäufen, Kaufpreisfindung, Nachfolgeprozessen und Vertragsgestaltung. Verantwortlich für über 200 juristisch fundierte Fachbeiträge im Bereich Unternehmen verkaufen, Firma kaufen und Unternehmensnachfolge.