Einleitung
Der Erwerb einer Steuerberaterkanzlei zählt zu den anspruchsvollsten M&A-Transaktionen im Dienstleistungssektor. Gerade weil die Mandantenstruktur, die Haftungsrisiken und die gesetzlichen Berufspflichten komplex miteinander verwoben sind, verlangt der Prozess ein präzises Vertragswerk. Wer eine Steuerberater Kanzlei kaufen möchte, muss daher sicherstellen, dass Garantien, Freistellungen und Covenants rechtssicher, vollständig und kaufpreisrelevant ausgestaltet werden. Dieser Beitrag liefert einen hochprofessionellen Überblick über alle juristischen, wirtschaftlichen und operativen Faktoren — praxisnah, strategisch und sofort anwendbar.
Kaufmotivation & Marktmechanik – warum der Kanzleikauf boomt
Wer heute eine Steuerberater Kanzlei kaufen will, trifft auf einen strukturell stark nachfragegetriebenen Markt. Der Fachkräftemangel, der hohe Automatisierungsdruck und ein Generationenwechsel im Berufsstand führen zu zahlreichen Transaktionen, einschließlich Management-Buy-In und Management-Buy-Out. Die Marktanalysen aus dem Beitrag ➡️ Steuerberaterkanzlei kaufen – Einstieg in den Kanzleimarkt zeigen, wie stark die Bewertung inzwischen durch Mandantenqualität, Digitalisierungstiefe und Kanzleigröße geprägt ist.
Für Käufer bedeutet das: Ein professioneller Prozess ist zwingend. Jede Unternehmensbewertung und jeder Unternehmenskaufvertrag muss exakt begründet, haftungsfest und wirtschaftlich sinnvoll konzipiert sein.
Garantien im Kaufvertrag – Kern der rechtlichen Absicherung
Im Rahmen eines Erwerbs ist die Garantieebene der Dreh- und Angelpunkt. Wer eine Steuerberater Kanzlei kaufen will, sollte auf eine klare Struktur achten:
1. Gesetzliche & vertragliche Eigentumsgarantien
Der Verkäufer muss versichern, dass er zum Verkauf berechtigt ist, keine verdeckten Belastungen bestehen und die übergehenden Mandate rechtswirksam geführt werden.
2. Garantien zur Mandantenqualität
Dazu gehören:
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Bestandsquote der Mandate
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Stornoquoten
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Abhängigkeit von Großmandanten
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Transparenz zur Honorarpolitik
Diese Aspekte werden in der Transaktionspraxis häufig unterschätzt, obwohl sie kaufpreiskritisch sind.
3. Personal-Garantien
Einige Risiken sind im Beitrag ➡️ Was Sie vor dem Kauf eines Unternehmens recherchieren sollten ausführlich erläutert. Gerade bei einer Steuerberaterkanzlei ist das Personal einer der wertbildenden Faktoren, weshalb Garantien zur Qualifikation, Fluktuation und Lohnstruktur zwingend erforderlich sind.
Freistellungen – Sicherung gegen vergangenheitsbezogene Risiken
Freistellungen dienen der Absicherung gegen klar definierte Risiken, etwa:
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steuerliche Altlasten
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Gewährleistungsansprüche aus früheren Prüfungen
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Berufshaftungsfälle
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Streitigkeiten aus Personalverhältnissen
Wer eine Steuerberater Kanzlei kaufen möchte, muss verstehen, dass Freistellungen oft stärker wirken als klassische Garantien, da sie konkrete Zahlungsansprüche auslösen.
Ein vertiefter Praxisbezug findet sich im Beitrag ➡️ 5 Tipps für einen praxisorientierten Unternehmenskauf.
Covenants – Verhaltenspflichten vor & nach Closing
Covenants sind besonders relevant für Käufer, die über Management-Buy-In oder Management-Buy-Out Strukturen in die Kanzlei eintreten.
Typische Covenants:
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Wettbewerbsverbote
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Mandantenbestandssicherung
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Übergaberegelungen für sensible Prüfungsmandate
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Pflicht zur fortlaufenden Dokumentenübermittlung
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Mitwirkungspflichten des Verkäufers beim Übergang der Vollmachten
Gerade bei Notfristen im Steuerrecht muss der Käufer darauf achten, dass der Verkäufer bis zum Closing bestimmte Compliance-Standards einhält. Der Beitrag ➡️ Geschäft kaufen – Strategische Perspektiven und rechtliche Leitlinien für Käufer zeigt, welche Covenants für Dienstleistungsbetriebe besonders relevant sind.
Bewertung & Kaufpreisfindung – Multiples, Ertragswert, DCF
Eine Steuerberater Kanzlei kaufen bedeutet, immaterielle Werte zu erwerben. Die Unternehmensbewertung folgt daher besonders strengen Kriterien:
Ertragswert
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stabile Mandanten
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hohe Retention
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planbare Honorarumsätze
Multiplikatorverfahren
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0,8× bis 1,2× Jahresumsatz
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abhängig von Digitalisierungsgrad & Personalbindung
DCF-Methode
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nur sinnvoll bei gut dokumentierten Cashflows
Finanzierung, Sicherheiten & Eigenkapital
Banken verlangen beim Kanzleikauf überdurchschnittlich viel Dokumentation.
Typisch:
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Eigenkapitalquote 10–20 %
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Besicherung über Mandantenstammwerte
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Banken bevorzugen strukturierte Kaufpreisraten
Angebote analysieren – worauf Käufer besonders achten müssen
Wer eine Steuerberater Kanzlei kaufen will, sollte folgende Aspekte prüfen:
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Altersstruktur der Mandanten
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Abhängigkeit von einzelnen Branchen
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durchschnittliche Honorare pro Mandat
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Personalstruktur und Kompetenzen
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Digitalisierungsgrad (DMS, FiBu, Lohn, Jahresabschluss)
Aktuelle Angebote finden Sie ➡️ hier .
Die 10 wichtigsten Deal-Risiken im Überblick
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mangelnde Mandantenbindung
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Haftungsrisiken aus früheren Beratungen
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fehlende Mitarbeiterqualifikation
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unklare Nachfolgeregelung
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unstrukturierte Übergabeprozesse
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fehlerhafte Abgrenzung von Privatmandaten
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veraltete IT-Systeme
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ausstehende Honorare/Inkasso
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ungeklärte Altlasten
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unvollständige Dokumentationspflichten
FAQs
Über spezialisierte Nachfolgeportale mit anonymisierten Kurzexposés.
LOI, Mandantenlisten, Personalübersicht, Vertragswerk, BWAs, Jahresabschlüsse.
Im Kanzleimarkt ist das Ertragswertverfahren führend.
0,8×–1,2× Umsatz, abhängig von Digitalisierung & Personal.
KfW 058/059 – Gründerkredit, Beratungsförderung, regionale Programme.
Mindestens 10–20 % des Kaufpreises.
Sofortübertragung, gestreckte Übergabe, Teilverkauf, MBI/MBO.
Berufsrechtliche Haftung, Qualifikationslücken, Gehaltsstrukturen.
Quellen & rechtliche Hinweise
Dieser Beitrag basiert auf aktuellen Fachinformationen (BMWK, KfW, ZDH, IHK, juris, Handelsblatt).
Alle Angaben nach bestem Wissen, keine Rechtsberatung.
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Verfasst von Jürgen Penno, Dipl. Betriebsw. (FH) – Redaktion firmenzukaufen.de
Experte für Unternehmensnachfolge, Firmen verkaufen, Unternehmenskaufvertrag, Unternehmensbewertung, Management-Buy-In, Management-Buy-Out und Nachfolgeprozesse seit 2006.